„Es gibt keinerlei Schutz & Hilfe für Kinder auf der Flucht“

Europaabgeordnete Cornelia Ernst (DIE LINKE.) in der Debatte des Straßburger Plenums zu „Kinderschutzpolitik und -maßnahmen der EU im Zusammenhang mit der Migration“ (26. Oktober 2016):

„Im letzten Jahr war unsere Fraktion in mehreren Ländern zur Flüchtlingsthematik unterwegs, fast immer waren das mehrheitlich Kinder. Die meisten von ihnen haben nie oder jahrelang keine Schule von innen gesehen. Sie leben in Camps, auf Straßen, in abgerissenen Häusern, in Elendsquatieren, aber auch in Abschiebeknästen wie in der Türkei. Seit 2014 bis Juli 2016 sind laut Schätzungen von IOM 15.000 Kinder „verloren gegangen“.

„Verloren gegangen“, das heißt: Vermisst, tot, im Mittelmeer ertrunken, in der jordanischen Wüste verdurstet, „verloren gegangen“ auf der Balkanroute, verkauft an Daesh, verwurstet von Organhändlern im Kosovo.

Es gibt keinerlei Schutz, keinerlei Hilfen für Kinder auf der Flucht. Und wenn sie gar unbegleitet sind, sind sie völlig auf sich allein gestellt. Das trifft für 100.000 Kinder zu im Jahr 2015. Un dide Tatsache, dass es eben keine legalen Wege nach Europa gibt, setzt diese Kinder vor existenzielle Gefahren für Leib und Leben. Die EU, die sich immer so vollmundig des Friedensnobelpreises rühmt, versagt hier jämmerlich. Egal , wie man sonst über die Flüchtlingspolitik denkt – völlig egal – man darf diese Kinder nicht hängen lassen. Wie haben eine humanitäre Pflicht, diesen Kindern zu helfen.

Wir als Vereinigte Linksfraktion verlangen die Schaffung eines humanitären Korridors, der es Kindern ermöglicht, auf legalem Weg in die EU zu kommen.

Kein Kind gehört in ein Abschiebegefängnis!
Kein Kind darf einfach abgeschoben werden!
Wie verlangen einen Rechtsanspruch dieser Kinder auf eine zügige Familienzusammenführung.
Wie verlangen, dass unbegleitete Kinder kostenlose anwaltliche Begleitung erhalten.
Wir verlangen, dass Flüchtlingskinder in allen Rechten den Kindern, die es in den Mitgliedstaaten gibt, gleichgestellt werden.

Ich sage es abschließend: Diese Kinder können nicht warten, zumal der Winter vor der Tür steht. Es muss jetzt gehandelt werden und ich erwarte das auch von der Kommission.

Vielen Dank.“