„Ethnische Homogenität ist eine Fiktion von Rassisten“
Rede von Martina Michels während der Plenardebatte „Zerstörung des Kulturerbes in Bergkarabach“
In der heutigen Plenardebatte kamen die anhaltenden Zerstörungen des Kulturerbes in und um Bergkarabach zur Sprache. In der gemeinsamen Resoluton des Europaparlaments wurde ein Zugang internationaler Expert:innen gefordert, damit die Kulturgüter, insbesondere Kirchen, Klöster und Grabsteine, die einerseits Armenierinnen und Armeniern viel bedeuten, andererseits auch Teil des Weltkulturerbes sind, in ihrem derzeitigen Zustand kartografiert werden können und dieser Teil von Kriegsverbrechen lückenlos aufgedeckt wird. Zugleich wurde an die Adresse offizieller Institutionen Aserbaidschans deutlich formuliert, dass systematische Geschichtsfälschungen von der Weltöffentlichkeit nicht hingenommen werden.
Das Video zur Rede wird hier in den nächsten Stunden eingestellt.
Die Rede ist hier ebenso nachlesbar.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Nach dem Waffenstillstand und dem Siegesgeschrei aus Baku im November 2020 war und ist der Süd-Kaukasus bis heute so fragil wie zuvor, Kampfhandlungen inklusive.
Die Zerstörungen von in Stein gewordener Geschichte und deren anschließende Fälschung durch Aserbaidschan ist inakzeptabel.
Ethnische Homogenität ist eine Fiktion von Rassisten. Sie erklärt nirgendwo auf der Welt die Grenzen von Nationalstaaten.
Die kulturellen Identitäten der Völker sind ein Mix aus positiver Migrationsgeschichte, aus einem achtsamen Umgang mit Mahnungen aus Krieg und Vertreibung. In Bildern, Liedern und Begegnungsorten ist festgehalten, wie Versöhnung und Frieden im Alltag aussieht.
Mit der heutigen Resolution fordern wir den Zugang von Expert*innen unterm Dach der UNESCO und den Schutz zivilgesellschaftlicher Organisationen. Sie sollen das Kulturerbe der Regionen insbesondere um Nagorny Karabach und Nachitschewan kartographieren und sichern können. Dafür muss auch die Minsk-Gruppe und die OSZE vermitteln, um Stabilität in der Region nachhaltig zu sichern.
Die Zerstörung von Kulturgütern ist ein Symbol von Überlegenheitsdenken, dass in Kriegen systematisch eingesetzt wird. Deshalb geht es uns alle an – überall!