„Azadi“ heißt Freiheit
Gastbeitrag von Cornelia Ernst für diezukunft.eu
Die Krise im Iran, das Schweigen des Westens, Frauen in Fußballstadien und Herausforderungen für Europa. Von Cornelia Ernst
„Der Nahe und Mittlere Osten ist in Bewegung. Ob Bagdad, Beirut oder Teheran: tiefgreifende Proteste erschüttern die dortigen Regime. Im Iran waren schon 2018 Tausende Menschen auf die Straßen gegangen, weil die Unterstützung für Bedürftige zusammengestrichen wurde, aber auch weil LKW-Fahrer monatelang kein Geld bekamen. Heute sind die Proteste grundsätzlicher, weil die Erhöhung der Benzinpreise und der gesamten Lebenshaltungskosten ganze Teile der Bevölkerung ins Aus geschleudert hat. Das Internet wurde zeitweilig komplett gesperrt, mehr als hunderte Menschen getötet und noch viel mehr inhaftiert.
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Dennoch gilt es zwei Strategien voranzutreiben. Zum einen alle Möglichkeiten auszuloten, das mühsam ausgehandelte JCPOA aufrechtzuerhalten und die wirtschaftlichen Beziehungen zum Iran zu entwickeln. Und zum anderen die Rolle von Menschenrechten dringend auf die Tagesordnung zu setzen. Die iranische Gesellschaft hat eine starke Stimme in Europa verdient, die sich für Bürger-und Menschenrechte einsetzt. Das Fehlen demokratischer Grundrechte behindert die zivilisatorische Entwicklung des Landes und überlässt die Entscheidungen dem Spiel der Kräfte in der politischen Klasse. So muss jeder Zentimeter Bewegung schwer erkämpft werden, wie die Beendigung des absurden Verbotes für iranische Frauen, Fußballspiele in Stadien besuchen zu dürfen. Dass es für die Aufhebung dieses Verbotes Jahrzehnte brauchte, genau bis zum 10. Oktober 2019, zeigt die Schwere der emanzipatorischen Kämpfe in diesem Land. Am 10. Oktober 2019, als Iranerinnen zum ersten Mal offiziell Tickets kaufen durften, spielte der Iran in der WM-Qualifikation gegen Kambodscha und die Frauen waren unüberhörbar im Teheraner Fußballstadion, das den Namen „Azadi“ trägt. „Azadi“ heißt Freiheit.“