Kultur- und Kreativwirtschaft
Zwischen Mythos und Wirklichkeit
Zauberwort Kultur- und Kreativwirtschaft
2016 erarbeitete das Europaparlament zwei Initiativberichte, die sich mit der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) und der Digitalisierung der Europäischen Industrie befassten. Erstmalig arbeiteten der Kultur- und des Industrieausschuss dabei gleichberechtigt zusammen.
Die Kultur- und Kreativwirtschaft (cultural and creative industries – CCI) hat innerhalb der EU mehr Beschäftigte als die Automobilindustrie. Die Arbeitsplätze wandern nicht ab. 12,5 Millionen Menschen arbeiten in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Vollzeit. Das sind 7,5% aller Beschäftigten in der EU, die 5,3% der Bruttowertschöpfung erarbeiten. Damit ist das erste Problem auf dem Tisch: In der Kultur- und Kreativwirtschaft sind die Einkommen niedrig.
Ein faires modernes Urhebervertragsrecht ist keine alleinige Lösung, denn auch in dieser Branche gibt es viele Beschäftigte die kein Copyright auf ihr täglich Brot haben werden, seien sie nun Bühnentechniker, Ankleiderinnen, Layouter oder Spielesoftwareingenieurinnen. Martina Michels schlug einmal mehr ein Fair-Work-Siegel vor, welches die Arbeitsprodukte für Käuferinnen und Nutzer aufwerten könnte.
Zusätzlich muss es mehr Förder- und Kreditprogramme geben, die den Eigenwert kultureller Produktionen und vor allem deren Kleinteiligkeit anerkennen.
Oft wird diese Branche mit ihrer hohen kreativen Komponente zum „Vorbild“ für zukünftiges Arbeiten verklärt, die Probleme rund um die unsicheren und mies bezahlten Jobs aber verschwiegen. Der Gesprächsbedarf ist offensichtlich.
Kultur- und Kreativwirtschaft zwischen Mythos und WirklichkeitPDF-Datei