Zum Tode von Elie Wiesel erklärt Martina Michels, Mitglied in der Parlamentarischen Delegation EU-Israel:

„Gestern kam die Nachricht vom Tode Elie Wiesels. Was für ein Mensch, was für eine Biografie, was für ein literarisches und dokumentarisches Werk, möchte man sagen, in dem das Unsagbare des Holocaust eindringlich ausgebreitet wird. In den Lagern Birkenau und Buchenwald erduldete und erlebte er unvorstellbare Grausamkeit, Gewalt, Hunger, Angst, verlor die meisten Familienangehörigen, seinen Vater nach dem Todesmarsch. ‚Ich war traurig und schwach, zu schwach, um mich zu freuen‘, beschreibt er sein unmittelbares Erleben nach der Befreiung im April 1945.

Glauben und Sprache haben ihm das seelische Überleben ermöglicht. Sein Leben hat er dem Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus gewidmet. Der Tod des Friedensnobelpreisträgers und Zeitzeugen Wiesel mahnt in besonderer Weise, dass etwas, was heute leichthin Erinnerungskultur genannt wird, eine intensive Aufarbeitung sein wird.
‚Die Abstraktion ist des Gedächtnisses innigster Feind… Wir selbst müssen uns immer mahnend erinnern, dass der Holocaust nicht sechs Millionen bedeutet. Es war Einer, und Einer, und Einer, und…‘, beschrieb Judith Miller eine Aufarbeitung, wie sie Elie Wiesel insbesondere durch sein Romanwerk, beginnend mit ‚La nuit‘ (1958) wesentlich prägte.“