Provinz versus Provinzialität 3: Grenzen – Grenzüberschreitung – (Inter)Kulturelle Bildung

Am 4. Mai 2013 fand in den Uckermärkischen Bühnen Schwedt / Oder die 3. Konferenz „Provinz. vs. Provinzialität“ statt. Dazu hier ein Ausschnitt aus dem Konferenzbericht von Gerd Rüdiger Hoffmann.

„Europa als kulturelles Projekt“

Lothar Bisky (Mitglied des Europäischen Parlaments und langjähriger Parteivorsitzender der Linken) war in Schwedt als Kulturexperte gefragt und trug Wesentliches zum Thema „Europa als kulturelles Projekt“ bei. Er analysierte auch das kulturpolitische Programm der EU, das Kultur zunehmend auf die Funktion als Wirtschaftsfaktor einengt und in den Dienst der Wettbewerbsfähigkeit stellt. Er wie auch Annette Mühlberg (Sprecherin der Ständigen Kulturpolitischen Konferenz der Partei DIE LINKE), die diesen Europaabschnitt der Konferenz moderierte, machten deutlich, dass die programmatische und praktische Verankerung von Kultur im Sinne eines weiten Kulturbegriffs innerhalb der Partei immer wieder auf teils irrationale Widerstände stößt. Darin unterscheidet sich gegenwärtig DIE LINKE nicht von anderen Parteien. Trotzdem stimmt hoffnungsvoll, dass es immer wieder Landes- und Bundespolitiker dieser Partei gibt, die bereit sind, sich von Kulturfachleuten und Künstlerinnen und Künstlern gar inspirieren zu lassen. Und so waren die Bundestagsabgeordnete Sabine Stüber und die Landtagsabgeordneten Gerrit Große (Vizepräsidentin des Landtages Brandenburg) und Axel Henschke aus Frankfurter/Oder nach Schwedt gekommen, um vor allem interessiert zuzuhören. Bereits beim Vorbereiten der Konferenz gab es Unterstützung durch Klaus Hempel, der seit Jahren Bildungsveranstaltungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Schwedt und Umgebung organisiert. 
 

Das Thema Europa wurde bereichert durch die Beiträge der Staatssekretärin im brandenburgischen Finanzministerium Daniela Trochowski und den im deutsch-polnischen Verein Terra Incognita aktiven Literaturwissenschaftler und Journalisten Przemysław Konopka. Letzterer forderte in sehr präzisen Thesen eine Anpassung der EU-Förderpolitik an die aktuellen Gegebenheiten – durch eine größere Transparenz bei den Entscheidungsprozessen, eine Vereinfachung des Antrags- und Abrechnungssystems, die Schaffung regionaler Darlehenssysteme und eine Vereinheitlichung der vier Euro-Regionen an der deutschpolnischen Grenze. Und er verlangte mehr Respekt gegenüber ehrenamtlich Aktiven. Hier gab es in Beiträgen aus dem Publikum immer wieder Zustimmung.

Helmut Scholz (Mitglied des Europäischen Parlaments) betonte, dass die Linken immer wieder versuchen, genau diese von Przemysław Konopka genannten Kriterien der Förderung durchzusetzen. Doch leider fehlen dazu fast immer die entsprechenden Mehrheiten. Daniela Trochowski machte darauf aufmerksam, dass es vor allem das sehr auf Eigennutz setzende nationalstaatliche Gebaren der konservativen Bundesregierung ist, das ein wirklich solidarisches und zukunftsorientiertes Handeln auf europäischer Ebene behindert. Dennoch bemühe sich die brandenburgische Landesregierung, besonders im Verhältnis zu Polen das Beste herauszuholen. Die Staatssekretärin, die sich sehr für die Theater auch außerhalb der Landeshauptstadt interessiert und nicht selten auch ohne „Dienstauftrag“ dort zu Vorstellungen gesehen wird, betonte, dass Kultur und Bildung Schwerpunkte im Haushaltsplan der Regierung bleiben werden.

 

Der ganze Konferenzbericht sowie weitere Informationen sind hier zu finden.

Kontakt zum Abgeordnetenbüro von Lothar Bisky