Amazon: Junckers Steuerdeal verstößt gegen EU Recht
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Der Europaabgeordnete und zukünftige Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi (DIE LINKE.), stellvertretender Vorsitzender des Panama Papers Untersuchungsausschusses zu Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Steuervermeidung (PANA), kommentiert die heutige Entscheidung der Europäischen Kommission, Luxemburg zu verpflichten, vom US-amerikanischen Konzern Amazon über 250 Millionen Euro an Steuernachzahlungen zu fordern:
„Amazon verschiebt seine Gewinne durch Europa, so wie es seine Pakete über den Kontinent verschickt. Die Entscheidung der Kommission, Amazon zu einer Nachzahlung zu verpflichten, ist daher zu begrüßen.
Das Beihilferecht ist jedoch ein unzureichendes Instrument, um Steuervermeidung in der EU zu bekämpfen. Denn es muss umständlich nachgewiesen werden, dass die internen Transferpreise von Konzernen nicht Marktpreisen entsprechen. Die EU-Kommission konzentriert sich daher nur auf die großen Fische und macht sich so gegenüber den USA angreifbar, die eine Diskriminierung von US-Konzernen unterstellen. Zudem müssen maximal die vermiedenen Steuern nachgezahlt werden. Es gibt keine Strafen. Und das Geld geht an die Regierung, die den Deal ermöglicht hat. So bleiben faule Steuerdeals weitgehend risikofrei.“
De Masi abschließend: „Die bisherigen Reformen gegen Steuerdumping in der EU sind unzureichend. Die üblichen Veto-Spieler verhindern im Rahmen des Einstimmigkeitsprinzips durchgreifende Reformen. Daher sind auf nationaler Ebene Quellen- beziehungsweise Strafsteuern auf Finanzflüsse in Steueroasen wie die USA, die Niederlande oder Luxemburg erforderlich. Es wäre überdies sinnvoll, wenn Staaten wie Deutschland und Frankreich eine vertiefte Zusammenarbeit in der Steuerpolitik anstrebten. Dies sollte eine Aufteilung von Konzerngewinnen nach ökonomischer Aktivität innerhalb der EU bei breiten Bemessungsgrundlagen umfassen. Zudem sind Mindeststeuersätze erforderlich, um den Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze für Konzerne zu beenden. Das Beihilferecht ist zwingend zu reformieren, um Strafen zu ermöglichen und die Erträge den geschädigten Staaten beziehungsweise dem EU Haushalt zuzuführen.“
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Amazon: Juncker’s tax deal infringes EU law
MEP Fabio De Masi (DIE LINKE.), Vice-Chair of the Panama Papers Inquiry Committee into Money Laundering, Tax Avoidance and Tax Evasion at the European Parliament (PANA), comments on the Commission’s decision to demand a 250 million euros tax pay back from US-internet giant Amazon:
„Amazon shifts its profits through Europe like it sends its parcels over the continent. I thus welcome the Commission’s decision to demand a pay back.”
“But EU state aid rules are not the right instrument to tackle tax dumping in the Union. Too cumbersome and laborious is the process of proving that transfer prices used by companies do not reflect market prices. This is why the Commission concentrates only on the big fish. This leaves them open to attacks from the US, who sees a discrimination against US companies in those actions. Also, the rules only require the repayment of the evaded taxes, no penalties are in place. In addition, the money goes to the government that allowed for the tax deal in the first place. This leaves dirty tax deals as a risk free business model.“
“Up to now, reforms against tax dumping in the EU have not gone far enough. The usual veto players block any meaningful reform. This is why we have to impose withholding or penalty taxes on financial flows to tax havens such as the US, the Netherlands or Luxembourg. Moreover, it would make sense for countries such as Germany and France to enhance cooperation in their tax policies. This should include the apportionment of company profits according to economic activity between Member States, based on a broad tax base. We also need minimum corporate tax rates in order to put a halt to the detrimental downward race in corporate tax rates. The state aid rules have to be reformed to allow for meaningful penalties and to allow for the transfer of the fines to either the damaged states or the EU budget.“