Emission von Verkehrslärm reduzieren

Rede von Sabine Wils im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments

„Vielen Dank,

Verkehrslärm ist überall präsent in unserer Gesellschaft. In vielen Städten der EU platzt der Verkehr aus allen Nähten und neben den Schadstoffemissionen der Fahrzeuge sind Lärmemissionen eine Hauptursache von Gesundheitsbeschwerden.

Dabei ist folgendes ganz wichtig: Stress wird nicht nur durch einen extrem hohen Geräuschpegel hervorgerufen, der die Menschen in einem kurzen Moment strapaziert. Das Gehirn verarbeitet und analysiert konstant die Umgebungsgeräusche, selbst im Schlaf. Jedes Dezibel mehr, vor allem in Ruhephasen, bedeutet daher Stress für die Menschen und führt zu körperlichen Belastungen, unter anderem zu einem erhöhten Blutdruck.

Entscheidend ist, dass Menschen bereits eine geringe Reduzierung des Verkehrslärms als bedeutende Verbesserung ihrer Lebensqualität wahrnehmen. Der Stresslevel sinkt.
 
Daher lohnt es sich, wenn wir an dieser Stelle tätig werden und die Emissionen des stark wachsenden Verkehrssektors reduzieren. Der Ansatz des Berichterstatters, das Inkrafttreten der Grenzwerte quasi auf unbestimmte Zeit nach hinten zu verschieben und gleichzeitig die Grenzwerte so massiv aufzuweichen, finde ich, gelinde gesagt, verantwortungslos.

Unverantwortlich ist aber der Änderungsantrag 22! Damit würden alle Grenzwerte nochmals um 1 dB abgeschwächt. Dieses Ausmaß der Aufweichung der Grenzwerte ist einfach unglaublich.

Dieses Vorgehen erinnert mich an die Verordnung zur Reduzierung der CO2-Emissionen von PKWs.

Damals hat sich die Industrie massiv dafür eingesetzt, die Grenzwerte aufzuweichen. Eine Mehrheit im Parlament ist dem gefolgt. Und nun müssen wir beobachten, dass die meisten Hersteller die Grenzwerte ohne größere Anstrengungen erreichen. VW hat sich sogar einen noch niedrigeren Grenzwert gesetzt (120 g/CO2 bis 2015 statt 130g), weil die EU so schwache Vorgaben gemacht hat. Ich plädiere also an meine Kolleginnen und Kollegen, nicht nochmals auf die Panikmache der Hersteller hereinzufallen.
 
Obendrein ist auch fraglich, ob die Verordnung noch 2012 in Kraft treten wird. Somit verlängert sich die Reduzierung bereits ohne eine aktive Abschwächung.
Diese ist auch eigentlich gar nicht nötig. Ein Großteil der Neufahrzeuge auf dem Markt erfüllt bereits die Norm von Schritt 1 (70 dB bis 2014). Ca. 25% erfüllen bereits die Norm von Schritt 2 (68 dB bis 2017). Eine weitere Anpassung ist mit bereits verfügbarer Technik machbar. Sie muss lediglich auf breiter Ebene angewendet werden.

Das Europäische Parlament muss sich hier mehr nach den Bedürfnissen der Bevölkerung richten. Das ist unvereinbar mit der Aufweichung der verschiedensten Grenzwerte!
Demnach fordere ich also eine schnellere Umsetzung der Kommissionspläne um ein Jahr:
Schritt 1 bis 2013, der ja fast schon Status quo ist und Schritt 2 bis 2015.

Außerdem müssen wir auch weiter denken. Ein dritter Schritt im Jahr 2020 ist notwendig, mit einem stärkeren Fokus auf LKWs. Obwohl nur 3% aller Fahrzeuge in der EU LKWs sind, verursachen diese die Hälfte der Verkehrsemissionen.

Eine kleine Bemerkung zum Schluss:

Der Berichterstatter hat natürlich Recht, wenn er anmerkt, dass der Straßenbelag auch seinen Anteil an der Geräuschemissionen von Fahrzeugen hat. Es wird hier aber allen klar sein, dass es der einfachste, schnellste und kostengünstigste Weg ist, die Geräuschemissionen an den Fahrzeugen zu reduzieren. Es handelt sich hier um eine Verordnung zu Motoren, nicht zu Straßenbelägen.

Vielen Dank!