Armut durch Ausgrenzung – Armut durch Rassismus
Heute leben 12 Millionen Roma in der EU, sie sind damit die größte ethnische Minderheit.
»Die Wäsche rein, die Zigeuner kommen!« – Solche Vorurteile gegenüber
Roma sind so alt wie die europäische Zivilisation selbst. Der sogenannte Antiziganismus macht vor keinem Klischee halt und gehört zum traurigen Selbstverständnis unserer europäischen Kultur. Bereits vor fünfhundert Jahren sah man Sinti und Roma im deutschsprachigen Raum als »ewig heimatlose Nomaden, die glücklich als religionsloses Naturvolk durch Diebstahl sich und ihre vielen Kinder versorgend ihr Leben vergeigen oder sich der Arbeitsgesellschaft verweigern.«
Heute leben etwa zwölf Millionen Roma in der Europäischen Union, sie sind damit die größte ethnische Minderheit. Durch rassistische »Zigeunerbilder« leiden sie überall in Europa unter Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung.
Alltägliche Diskriminierung
Ein Großteil der Roma und Sinti in Zentral- und Osteuropa lebt in extremer Armut, ihnen fehlt oft das Nötigste zum Überleben. Kleidung, ein Dach über dem Kopf, Arbeit und Essen – mitten im wohlhabenden Europa bleiben diese Dinge den Angehörigen von Roma-Familien oft verwehrt. Die Ausgrenzung beginnt bereits im Kindesalter. In Deutschland und Tschechien werden Roma-Kinder viel häufiger auf gesonderte Schulen geschickt, obwohl sie ebenso intelligent sind wie ihre deutschen und tschechischen Mitschüler. Diejenigen Roma, die das Glück haben, Arbeit zu finden, berichten in allen Ländern Europas über alltägliche, offene Diskriminierung am Arbeitsplatz. Roma-Familien werden fast überall auch bei der Wohnungssuche benachteiligt. Sie bekommen oft entweder gar keine Wohnung oder leben in Wohngebieten ohne Zugang zu öffentlichen Diensten, Arbeit und Schulen, ohne ausreichend Strom, Gas und Wasser.
Eine europäische Strategie
Europäischer Rat, Kommission, Parlament und die Regierungen der EUMitgliedstaaten stehen gemeinsam in der Verantwortung, die Ausgrenzung und Diskriminierung der Sinti und Roma zu bekämpfen. In den vergangenen Jahren wurden Resolutionen verabschiedet, die EU-Roma-Plattform gegründet und zahlreiche Berichte verfasst – an der Lebenssituation der Roma hat sich jedoch nichts geändert.
Aber eine europäische Rahmenstrategie, die die Mitgliedstaaten in die Pflicht nimmt, endlich konkrete und verbindliche Maßnahmen für die Gleichstellung von Roma beim Zugang zu Bildung und Gesundheit, Wohnraum und Beschäftigung zu ergreifen, die gibt es nicht. Auch nicht nach dem Zweiten Europäischen Roma-Gipfel, der am 9. April 2010 stattfand.