Screenshot der Hompage von Carola Rackete
Screenshot der Hompage von Carola Rackete

Carola Rackete auf der „Seeds of Action – Growing Revolutions“ Tour in Südamerika, Europa und Nordafrika

Das Ziel der Tour ist es, ein weltweites Netzwerk aufzubauen, in dem Aktivist*innen organisiert zusammenarbeiten und sich unterstützen können.

Update: 16.12.2024:

Am 15. Dezember 2024 beendet Carola Rackete den europäischen Teil ihrer „Seeds of Action – growing revolutions“-Tour in Toulouse. Dort hat sie mit rund 2000 Aktivist*innen gegen den Bau der Autobahn A69 demonstriert. Der Aufwand, die Kosten und Eingriffe in die Natur stehen in keinem Verhältnis zu den von den Behörden angepriesenen Verbesserungen. Gerade einmal 20 Minuten Zeitersparnis soll der Streckenabschnitt gegenüber der bisherigen Route zwischen Toulouse und Castres bringen. Die verschiedenen Gruppen, die sich unter „La Voie Est Libre“ zusammengeschlossen haben, sammeln weiter Unterschriften gegen den Bau der A69 und organisieren Aktionen.
Nur einen Tag zuvor traf Carola Aktivist*innen von „Stop Croisières“ in Marseille. Gemeinsam besichtigten sie den örtlichen Hafen, der besonders oft von Kreuzfahrtschiffen angesteuert wird. Die Umweltbelastung durch touristische Schifffahrten ist immens und trägt einen großen Teil zur Verschlimmerung der Klimakrise bei. Ein zusätzliches Problem ist auch die lokale Luftverschmutzung in den Hafenstädten. So zum Beispiel auch in Hamburg oder Kiel. Die schlechten Luftverhältnisse können für die Menschen in der Umgebung Atemwegs- und Krebserkrankungen begünstigen. Auf europäischer Ebene gibt es deshalb den Zusammenschluss ECAN, um Problematiken wie diese anzugehen. Die Forderungen von Stop Croisières selbst sind: Kreuzfahrten verbieten, Einführung von Steuern auf Kraftstoffe wie Benzin, Verbote von irreführender Werbung und auch Einführung von Vorschriften zur Elektrifizierung von Hafenanlagen.
Danach ging es für Carola nach Straßburg, um an der letzten Plenarsitzung im Jahr 2024 in Straßburg teilzunehmen. Am Mittwoch, den 18. Dezember wird Carola nach den Abstimmungen eine Rede zum Thema: „Restoring the EU’S competitive edge – the need for an impact assessment on the Green Deal policies“ halten (wir werden sie gesondert dokumentiert).

Update 09/12/2024:

In der vergangenen Woche war Carola Rackete für ihre „Seeds of Action – growing revolutions“-Tour im griechischen Thessaloniki. Dort traf sie sich unter anderem mit Aktivist*innen von Fridays For Future und anderen Klimagerechtigkeitsorganisationen. Ein paar Stunden Autofahrt entfernt schloss sich Carola Aktivist*innen an, die sich bereits seit 18 Jahren gegen die dortige Goldmine engagieren an. Auch hier berichteten die Personen von den verheerenden Auswirkungen, die der Bodenabbau mit sich bringt. Unfassbare Luftverschmutzung und ansteigende Zahlen bei Atemwegserkrankungen. Doch wie in Serbien, Tschechien oder auch Argentinien werden die Minen weiter betrieben oder sollen sogar vergrößert werden.

Ein weiterer Stopp war in Riace (Italien), um sich mit Mimmo Lucano auszutauschen. Der ehemalige Bürgermeister von Riace hatte in der Vergangenheit wegen seines Engagements für Geflüchtete immer wieder mit den ansässigen Behörden zu kämpfen. Ihm wurde unter anderem vorgeworfen, illegale Migration ermöglicht zu haben. Für diesen Vorwurf erhielt er eine hohe Gefängnisstrafe, die erst 2023 in eine Bewährungsstrafe umgewandelt wurde. In seiner Funktion als Bürgermeister nahm er über 400 Geflüchtete in Riace auf und integrierte sie in die Stadt, um diese wieder lebenswerter zu gestalten. Inzwischen ist er, wie Carola, Mitglied des Europäischen Parlaments bei der Fraktion GUE/NGL The LEFT. Zusätzlich tauschte Carola sich mit Aktiven in den Gewerkschaften aus, die sie über die Arbeitsbedingungen von Migrantinnen und Migranten in der Landwirtschaft informierten.

Es ist nicht unüblich, dass die Personen, die in Italien Orangen ernten, in Zeltcamps ohne Strom und fließendes Wasser untergebracht werden. Die Bedingungen sind unmenschlich. Aus diesem Grund gibt es unter anderem das Projekt „Süß statt bitter“ und die Organisationen SOS Rosarno und Mediterranean Hope.

In dieser Woche endet der europäische Teil der Seeds of Action Tour in Marseille und Toulouse. Von dort aus geht es direkt zur Plenarwoche nach Straßburg.

 

Was bisher geschah:
Der Start in Südamerika

Carola Rackete reiste in im Oktober nach Südamerika. Ihr erster Halt der Seeds of Action – Growing Revolution-Tour war Cali in Kolumbien, wo sie auch als Teil einer Delegation von der Fraktion der Linken bei verschiedenen Veranstaltungen rund um COP 16 war. Mit auf ihrer Liste war unter anderem das Nature and Culture Summit 2024 und eine Veranstaltung von Rights of Antarctica. Im Anschluss reiste sie weiter nach Argentinien und Chile, um sich dort mit Aktivist*innen für Klimagerechtigkeit zu treffen. In der argentinischen Provinz Jujuy traf sie sich mit indigenen Gemeinschaften, die sich gegen den Lithiumabbau wehren. Durch die Grabungen wird das Grundwasser vor Ort verunreinigt und es gefährdet Natur und Menschen. Anschließend ging es für Carola weiter nach Chile, um sich auch dort mit Menschen zu treffen, deren Land ebenfalls durch den Lithiumabbau zerstört wird, zu treffen. Danach endete der erste Teil ihrer „Seeds of Action – growing revolutions“-Tour, die sie ab dem 15. November in Europa fortsetzen wird. Zuvor nahm sie am 12. November an der Anhörung von Teresa Ribera teil, die zu ihren Plänen als mögliche Vize-Präsidentin von Ursula von der Leyen befragt wurde.

 

Fortsetzung in Europa mit umfassendem Networking

Carola Rackete setzte am 15. November die „Seeds of Action – growing revolutions“-Tour in Europa fort. Einer der ersten Stopps auf dem Tourplan war am 16. November London, um die inhaftierte JustStopOil-Aktivistin Lucia Whittaker zu besuchen. Begleitet von George, Lucias engstem Vertrauten, ging es weiter nach Malmö. Zusammen mit Aktivist*innen von Ta Tillbaka Framditen wurde der Hafen für fossile Brennstoffe in Malmö blockiert. Durch die Blockade konnten keine mit Brennstoffen beladenen LKWs in den Hafen hinein oder hinausfahren. Die Klimakrise kostet Leben und die Industrie der fossilen Brennstoffe muss gestoppt werden – wortwörtlich. Zweck der Blockade war es unter anderem zu zeigen, dass jede*r einzelne und eben auch Politiker*innen aktiv werden müssen, statt auf leere Versprechen der Regierungen zu hoffen. Im Anschluss gab es ein Treffen mit Unterstützer*innen von Ta Tillbaka Framtiden, Extinction Rebellion und anderen lokalen Gruppen, die gegen die Klimakrise und für mehr soziale Gerechtigkeit kämpfen.

Vor Ort lud Carola zu einem Networking-Event ein, zu dem verschiedene Aktivist*innen aus mehreren Klima- und der sozialen Gerechtigkeitsbewegungen zum Austausch kamen. Danach fuhr Carolas nach Malmö, Helsinki und weiter Richtung Polen. Ihre Reise dokumentierte Carola inzwischen ausführlich auf Instagram und ihrer Webseite.

Das Ziel der Tour ist es, ein weltweites Netzwerk aufzubauen, in dem Aktivist*innen organisiert zusammenarbeiten und sich unterstützen können. Von allen Gruppen, die Carola und ihr Team treffen, sammeln sie Pflanzensamen, um diese später zu sähen und sich um diese zu kümmern. Es ist ein Symbol für die Vielfalt der einzelnen Organisationen und die Zusammenarbeit, die mit ihnen verbunden ist. Außerdem sind die Gruppen dazu eingeladen, dass ein Teil von Ihnen Carola zu ihrem nächsten Termin begleitet. So bekommen sie direkt die Möglichkeit, sich miteinander auszutauschen und zu verbünden.

So begleitet gerade Olle von Ta Tillbaka Framtiden Carola und ihr Team und wird beim nächsten Halt in Helsinki am 20.11.Personen aus der Samischen Jugendbewegung, Life Rebellion und XR Finnland kennenlernen. Bei dem Event werden Themen wie Forstwirtschaft und kostenloser öffentlicher Nah- und Fernverkehr im Fokus stehen.

Tour-Stopp in Grünheide

Carola Rackete war am vorletzten Wochenende in Grünheide, um die Aktion „Tesla stoppen“ vor Ort zu unterstützen. Von dort aus ging es ins Tschechische Decin. Dort sprach Carola mit Aktivist*innen über Just Transition und die Problematik, dass durch den Ausstieg aus der Kohleindustrie die Stadt schrumpft. Die Botschaft aus Decin: Es braucht Planung, um eine Transition erfolgreich umzusetzen und den Menschen Alternativen zu bieten.

Am 26. November hat Carola dann die antifaschistische Person Maja T. besucht, die derzeit in Budapest unter widrigsten Bedingungen inhaftiert ist. Die Auslieferung von Maja wurde gerichtlich als nicht rechtmäßig erklärt, zu diesem Zeitpunkt war Maja jedoch schon von Dresden nach Ungarn ausgeliefert worden. Eine Rückführung wäre rechtens und ist dringend notwendig.

Tour-Stopp in der Ukraine und in Serbien

Zuletzt war sie für drei Tage in der Ukraine, um lokale Umweltaktivist*innen zu unterstützen, die mit Repressionen konfrontiert sind. Drei der lokalen Aktivist*innen gewannen vor dem höchsten ukrainischen Gericht ihren Prozess gegen ein vom Oligarchen Igor Kolomoisky geplantes Skigebiet in Svydovets. Sein Plan war es, Unterkünfte mit rund 25.000 Betten in den Karpaten errichten zu lassen. Noch bevor das Gericht entschieden hatte, wurden in dem Gebiet hektarweise alte Karpatenwälder abgeholzt, darunter auch Teile des Emerald-Netzwerks (Natura 2000). Trotz dieses jüngsten Sieges vor Gericht planen Oligarchen und Behörden bereits neue Projekte für Skigebiete, die die gleiche Zerstörung anrichten wie das verbotene Projekt. Das nahegelegene Skigebiet Bukovel soll seine Kapazität von derzeit 25.000 Betten bis Ende 2026 auf 60.000 Betten erhöhen. Dies wird die ohnehin schon gravierende Wasserknappheit in den nahegelegenen Gemeinden noch verschärfen. Besonders die heimischen Anwohner*innen und Landwirte werden von den Auswirkungen betroffen sein. Die Aktivist*innen vor Ort wollen diese neuen Projekte verhindern und sich gegen die Zerstörung unberührter Urwälder, Wasserknappheit und übermäßigen Tourismus in den Karpaten einsetzen. Allerdings stehen genau sie unter ständigem Druck und müssen mit Konsequenzen rechnen. Dennoch reichen sie weiter Klagen ein. Das Problem: In einigen Fällen gehen die örtlichen Gerichte aufgrund des Kriegsrechts den Klagen der Einheimischen nicht nach und behandeln Fälle von Landraub nicht vorrangig. Zusätzlich sind viele Aktivisten an der Front. Die Möglichkeiten der Einheimischen, sich in vollem Umfang an Planungsprozessen für die Großindustrie zu beteiligen oder diese anzufechten, sind unter anderem dadurch äußerst gering. Nach dem Austausch vor Ort sagt Carola Rackete:

„Es ist erschreckend, von Aktivist*innen zu hören, dass sie aufgrund ihres Engagements für die Interessen der Menschen vor Ort persönlich mit Gewalt bedroht werden und immer wieder ins Visier der lokalen Behörden geraten. Auch wenn sich durch die flächendeckenden Invasionen alle Prioritäten völlig verändern, müssen demokratische Werte wie Transparenz und Partizipation sowie das Recht der Menschen vor Ort, sich gegen Projekte zu wehren, aufrechterhalten werden.“

Im Anschluss an den Besuch in der Ukraine ging es weiter ins serbische Majdanpek. Bei dem Besuch der dortigen Kupfer- und Goldmine berichteten Anwohner*innen von den Auswirkungen des Landabbaus. Verschmutzte Flüsse durch Industriemüll kappten bereits zwei Monate die Wasserversorgung für die gesamte Umgebung. Noch dazu erhält die Bevölkerung vor Ort keinerlei Auskünfte über die geplante Erweiterung der Mine. Auch Fragen an die Regierung bleiben unbeantwortet. Stattdessen, wie auch in der Ukraine, werden die Aktivist*innen bedroht. Dabei sind die Folgen der Mine dort für alle verheerend. Seit 2017 gibt es einen starken Anstieg an Lungenkrankheiten. Krebserkrankungen sind eher die Regel als die Ausnahme eine Gesundheitsversorgung ist so gut wie nicht vorhanden. Hinzu kommt, dass die chinesische Firma, die die Mine betreibt, keine Steuern an die Stadt zahlt. Menschen und Natur in der Region werden ausgebeutet und zerstört. Die nächsten Länder, die Carola besuchen wird, werden Griechenland und Italien sein. Auch hier trifft sie Umweltaktivist*innen und besucht Regionen, in denen sich Aktivist*innen für Veränderung einsetzen.

 

Updates der Tour folgen hier unter diesem Link, als auch auf Carolas Homepage, Instagram und TikTok.

Die Tourtexte sind weitgehend von Ihrem Büro zusammengestellt und nur leicht redaktionell bearbeitet.