Rettung der Kulturbranche: Verbindlichkeit statt schöne Worte
Heute wurde im Europäischen Parlament eine Resolution zur „Erholung der Kultur in Europa“ mit großer Mehrheit angenommen. Martina Michels, Mitglied im EP-Kulturausschuss (CULT), kommentiert die Entscheidung:
„In der gestrigen Rede zur Lage der Union sprach Ursula von der Leyen davon, die alltagsbezogene, gestalterische Ästhetik des Bauhaus-Stils aufleben zu lassen, um eine erfolgreiche Überwindung der Corona-Krise kulturell zu begleiten. Das klingt aufregend. Nur können solche Ankündigungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die wesentlichen Kultur- und Bildungsprogramme der nächsten sieben Jahre gerade von der Kommission gekürzt wurden. Und zugleich ist das kaum eine adäquate Krisenbearbeitung, die die Verwerfungen der Kulturbranche durch die Corona-Pandemie auffangen kann.“
„Daher ist es enorm wichtig, eine umfassende Erholungsstrategie im Kulturbereich zu beschließen. Meine Fraktion hatte den Vorschlag eingebracht, der nun zur gemeinsamen Resolution des Parlaments geworden ist. Damit haben wir eine klare Position des Europaparlaments dafür, dass dem Kulturbereich nicht nur leere Versprechen gemacht werden, sondern ihm wirklich geholfen wird. Und hier reden wir von mindestens zwei Prozent des Wiederaufbau-Pakets gegen die Corona-Krise. Nun muss dargelegt werden, wie und für welche der aktuellen Hilfsprogramme genau in der Kultur Geld ausgegeben werden wird. Bisher gehen die zahlreichen Soloselbständigen bei vielen Unterstützungspaketen in den Mitgliedstaaten leer aus, weil noch immer kein adäquater Unternehmer*innenlohn-Ersatz auf dem Tisch liegt und weil viele Künstler*innen, Veranstalter*innen und Techniker*innen als Selbständige in kleinteiligen Unternehmen arbeiten. So besteht die Gefahr, dass sie auch von dem neu aufgelegten SURE-Programm aufgrund ihrer atypischen Tätigkeit nichts abbekommen.“
Abschließend hält Martina Michels fest: „Geld in die Infrastruktur der Kulturbranche zu stecken, bringt nicht viel, solange jene Menschen, die Filme oder Musik erfinden und produzieren, die Veranstaltungen stemmen oder die Technik bereitstellen, keine Existenzsicherung bekommen. So werden die Kulturunternehmer*innen die Krise nicht überleben. Wir brauchen sowohl verbindliche Zusagen, wieviel Geld in die Kulturhilfen fließt, als endlich auch eine passgenaue Verwendung der Mittel in den Mitgliedstaaten.“