Leben ist keine Einbahnstraße

Cornelia Ernst In der Aussprache zu „Rechte intersexueller Personen – Zukunft der Liste von Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung von LGBTI-Personen (2019–2023)

Cornelia Ernst, im Namen der GUE/NGL-Fraktion. 

– Frau Präsidentin! Heute haben wir nun zum ersten Mal eine Entschließung zu den Rechten von intersexuellen Menschen auf dem Tisch. Das wurde wirklich Zeit, denn die Tabuisierung dieses Themas erleichtert es nach wie vor, Menschen in einen dunklen Raum der Rechtlosigkeit zu sperren. Und was für sie angeblich richtig ist, bestimmen dann eben andere, die glauben, dass das Falsche und die Abweichung ausgemerzt werden muss, indem schon Säuglingen operativ ein Geschlecht verpasst wird.

Was auch immer wir heute erzählen – bitte, lassen Sie uns über eine Sache Einigkeit herstellen: Wir sollten uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass solche Operationen, solche medizinischen Behandlungen bei Säuglingen verboten werden, und zwar überall, weil sie furchtbare Folgen haben können und weil sie mitnichten medizinisch notwendig sind. Intersexuelle sind einfach keine Kranken, die man heilen müsste, sondern normale Leute, die über sich selbst entscheiden wollen und Respekt genießen möchten. Alles zu tun, damit niemand Angst haben muss, verlacht, bevormundet, bedroht zu werden und sich selbst in Zweifel zu setzen – ich denke, darum geht es – deshalb muss Diskriminierung wegen fehlender Anerkennung von Intersexualität auch strafrechtlich verfolgt werden, brauchen wir Unterstützungsaktionen, Öffentlichkeit, positive Öffentlichkeit und die Normalisierung der Debatte –, darum, ob es um geeignete Geschlechtsbezeichnungen auf Ausweisdokumenten geht, oder darum, endlich zu begreifen, dass das menschliche Leben keine Einbahnstraße ist. –