Vor vier Jahren ist Lothar Bisky im Alter von 71 Jahren verstorben. Er fehlt uns. Mit Lothar verlor die Linke Europas einen offenherzigen, humorvollen und intelligenten Menschen.

Er fehlt als wichtige Stütze und Gewissen einer Linken in Europa, die sich nicht als Selbstzweck versteht. Europas Linke verlor am 13. August 2013 einen engagierten Menschen, der die europäische Integration für ein machbares und notwendiges politisches Projekt hielt, wenn die geschichtliche Vergewisserung nicht verschüttet und die sozialen und demokratischen Fehlstellen endlich genauso herausgearbeitet werden, wie eine friedliche wirtschaftliche und weltoffene Kooperation. Kultureller Austausch und mediale Kompetenz waren ihm auf diesem Wege genauso wichtig wie eine Linke, die sich in Grundfragen einig auf drei ansprechende Projekte konzentriert statt im Kampf, wer der bessere Linke ist, an der Schwelle der Bedeutungslosigkeit Energie zu verschwenden. 

Dein politisches Erbe heißt gelebte Gemeinsamkeit und klarer Kurs auf soziale Gerechtigkeit in Europa und überall.

Lothar Bisky hat die Partei entscheidend geprägt. Er gehörte zu denjenigen, die mit leiserem Ton überzeugen konnten und dabei leidenschaftlich für verändernde linke Politik standen, für europäische Lösungen, die gleichermaßen in den Kommunen getragen werden. Dem Zusammenwachsen linker Parteien und Bewegungen in Europa hatte er sich in immer neuen Anläufen verschrieben, hat Verantwortung und Politikgestaltung vorgelebt, zuletzt auch als Vorsitzender der EP-Linksfraktion GUE/NGL. Er konnte auch das Projekt der LINKEN aus Deutschland nur als europäische, linkssozialistische Partei denken. Das ist für uns ein entscheidender Teil seines politischen Erbes, Mahnung und Ansporn.

In Gedanken sind wir bei Dir, nicht nur heute. Unsere Gedanken sind bei einem Freund und Genossen, dessen mitfühlender Charakter, dessen große Toleranz, dessen scharfsinniger Humor und dessen Bescheidenheit gegenwärtig sind, danke Lothar.

Deine Delegation DIE LINKE. im Europaparlament

„Wir haben einen Versuch gemacht, an dem ich aktiv beteiligt war, mit der Europäischen Linkspartei. Das ist immer noch ein schwieriges Unternehmen, aber wir haben uns überlegt, wenn wir nur in drei, vier oder fünf Fragen vollkommene Übereinstimmung haben und das relevante Fragen sind, die mit einer sozialistischen Partei oder der linkssozialistischen Bewegung in Europa zu tun haben, warum sollten wir dann nicht zusammengehen. Bei bestehenbleibenden Differenzen in anderen Fragen verständigen wir uns beispielsweise auf eine klare Friedens-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, setzen uns ein für die Gleichstellung der Frauen. Gleichwohl können beispielsweise die französischen Kommunisten die DDR-Geschichte ganz anders beurteilen als ich. Man kann ja Differenzen haben und dennoch, und das ist die Idee der Europäischen Linkspartei, in wichtigen Fragen zusammen viel machen. Das würde ich gerne in Deutschland auch für möglich halten.“ Lothar Bisky

aus: „Der Mut zu originellen Lösungen ist aufgebraucht.“ Interview in der Zeitschrift Sozialismus, 2005