Agrotreibstoffe und Indirekte Landnutzungsänderung

Workshop im Europaparlament

 

 

 

 

Videostatement von Sabine Wils, MdEP DIE LINKE und Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit.

Agrotreibstoffe gelten bisher als wichtiges Instrument der europäischen Klimapolitik im Verkehrsbereich zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen innerhalb der EU.

Die globalen Auswirkungen wie die Nahrungsmittelkonkurrenz von Agrotreibstoffen und der großflächige Landkauf von Anbauflächen in sogenannten Entwicklungsländern werden von der aktuellen Politik nur unzureichend berücksichtigt.   Die Debatte um die Klimabilanz von Agrotreibstoffen durch indirekte Änderungen der Flächennutzung entfaltet jedoch immer mehr politischen Druck.  

Die EU-Kommission ist durch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie zum Handeln verpflichtet, ignoriert dies bisher jedoch erfolgreich. Der populäre Glaubenssatz ist nicht mehr haltbar, wonach die Verbrennung von Agrotreibstoffen  praktisch CO2-neutral und mithin klimaneutral sei. Die meisten Agroenergieträger haben erheblich größere Treibhausgasemissionen als ihnen derzeit zugerechnet werden. Verschiedene Studien, u.a. im Auftrag der EU-Kommission, die auf dem ILUC-Workshop diskutiert wurden, belegen dies.  

Die Ambitionen des EU-Klimaschutzes müssen erhöhen und Schlupflöcher der EU-Klimagesetzgebung geschlossen werden. Die Beimischungspflicht für Agrotreibstoffe vergrößert diese Schlupflöcher, wenn die Klimabilanz negativ ausfällt.  

Agrotreibstoffe dienen als Vorwand, die Strukturen unserer Automobilwirtschaft, unserer Infrastruktur und unseres Mobilitätsverhalten so zu belassen wie sie sind. In einer Strukturänderung liegen sehr viel größere Potenziale für den Klimaschutz.  

Die Klimaproblematik von Agrotreibstoffen endet jedoch nicht beim CO2-Rucksack sondern setzt sich auch im Klimaschutz bei der Flächenkonkurrenz fort. In Deutschland steigen die Pachtzinsen für Böden aufgrund des Agrospritbooms in vielen Regionen so rasant, dass sich normale Landwirtschaft kaum noch lohnt.  

Monokulturen für biogene Treibstoffe heizen jedoch wiederum das Klima an. Eine vielfältige, ökologisch ausgerichtete Bewirtschaftung der Böden sorgt im Gegensatz dazu in der Landwirtschaft für Klimaschutz.

Eingangstatement von Sabine WilsPDF-Datei