Kein Fair Play im Welthandel
Man könnte annehmen, hohe Preise auf dem Weltmarkt für Nahrungsmittel wären für Bauern eine gute Nachricht. Tatsächlich ist dies aber in den Entwicklungsländern nicht der Fall.
Etwa 80 Prozent der Bauern dort sind Kleinstproduzenten. Was sie anbauen, reicht selten für die Ernährung der eigenen Familie. Sie sind darauf angewiesen, Nahrung hinzuzukaufen und bekommen die teureren Preise dabei direkt zu spüren. Bei den etwas größeren und moderner produzierenden Betrieben wirkt sich negativ aus, dass auch die Preise für Dünger und andere Produktionsmittel stark gestiegen sind. Dadurch steigen ihre Produktionskosten und sie werden mehr und mehr verwundbar durch indirekt subventionierte Konkurrenzprodukte aus Europa und den USA.
Viele ländliche Betriebe – kleine bis hin zu größeren – in Entwicklungsländern produzieren speziell für den europäischen Markt, insbesondere Kaffee, Tee, Bananen und andere Südfrüchte. Die EU ist inzwischen weltweit der größte Absatzmarkt für Agrargüter aus Entwicklungsländern und gewährt diesen günstige Einfuhrzölle. Das gilt jedoch vor allem für Roh-Produkte wie Rohkaffee. Die Verarbeitung der Produkte wie zum Beispiel das Rösten und Mahlen des Kaffees und damit die eigentliche Wertsteigerung erfolgt jedoch weiterhin in Europa. In den Entwicklungsländern landet nur ein Bruchteil des Geldes, das der Endverbraucher bezahlt. Für verarbeitete Produkte hält die EU die Einfuhrzölle weiter hoch.
Der heutige Welthandel ist für viele Bauern leider eher eine Gefahr als ein Segen. Um Nahrungssicherheit aufzubauen, ist daher dringend der Aufbau von lokalen und regionalen Märkten zu fördern.
Um am internationalen Handel teilhaben und auch ein gutes Einkommen erzielen zu können, sollte die Weiterverarbeitung von Nahrungsmittelgrundstoffen in den Entwicklungsländern selbst erfolgen. Die Außenhandelsstrategie der EU aber droht mit ihrem absoluten Drängen auf Marktöffnung für EU-Produkte die Erfolge der EU-Entwicklungshilfe zu vernichten. Und das obwohl der Lissabon-Vertrag explizit die Kohärenz mit der Entwicklungspolitik vorschreibt.
Kürzlich erklärte Handelskommissar De Gucht sogar, den Beschluss zur Beendigung der EU-Exportsubventionen aufzuheben, weil sich die USA der Maßnahme nicht anschließen wollen. Aber Alternativen sind machbar, viele Initiativen vernetzen sich und auch im Europäischen Parlament kann eine starke Linke zum dringend nötigen Kurswechsel in der europäischen Politik aktiv beitragen.