Zum Erdbeben in der Türkei und in Griechenland

Feleknas Uca am 16.9.99 vor dem EP

Bei dem Erdbeben in der Türkei hat das verheerende Beben im Inneren der Erde den verheerenden Zustand im Inneren der Gesellschaft ans Licht befördert. Mehr als 15.000 Menschen mussten sterben, auch weil sich skrupellose Baufirmen schamlos an Billigbauten bereicherten, gedeckt von Politik und Verwaltug bis in die Spitze des Staates. So traf das Beben oft die Ärmsten der Armen. Während verzweifelte Menschen ihre Angehörigen mit blossen Händen aus den Trümmern gruben, zeigte der Staat, dass er vornehmlich um sich selbst besorgt ist.

In den kurdischen Provinzen stehen 500.000 Polizisten und Militärs unter Waffen in einem Krieg, den die andere Seite längst beendet hat. Indes bleiben im Erdbebengebiet Soldaten mit der Schaufel in der Hand ein seltenes Bild. Ankara überliess die Menschen nicht nur sich selbst, sondern beschlagnahmte Hilfsgelder und behinderte die Arbeit ausländischer NRO. Das gipfelte in der Forderung des Gesundheitsministers von den Grauen Wölfen, die Türkei solle griechisches Blut für die Opfer zurückweisen. Eine derartige Menschenverachtung dürfen wir nicht widerspruchslos hinnehmen. Aber positiv ist, dass sowohl griechische, als auch türkische Menschen sich entschieden haben, sich gegenseitig zu helfen. So hat sowohl die türkische Bevölkerung den Griechen, als auch die griechische Bevölkerung den Türken nach den Erdbeben geholfen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber die westlichen Industrienationen sollten sich nicht über die Türkei erheben. Vielmehr sollten sie endlich ihre Mitverantwortung für die politische und wirtschaftliche Situation am Bosporus eingestehen. Erst dann wird der Weg frei für ernsthafte demokratische Veränderungen in der Türkei und für gerechte Hilfen, die wirklich bei den Opfern ankommen. Die Europäische Union hat Tausende von Euros für die Opfer in der Türkei gespendet. Deshalb schlage ich vor, dass wir eine Delegation in die Türkei und nach Griechenland senden, um zu überprüfen, ob das Geld für die Opfer verwendet wurde; ob die Ärmsten, die das Geld wirklich nötig haben, es auch bekommen haben.