Digitalisierung und Arbeit

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) spielen in unserem beruflichen und privaten Leben eine immer wichtigere Rolle. Digitale Kompetenzen gewinnen für alle an Bedeutung, um leben, arbeiten, lernen und an der Gesellschaft teilnehmen zu können. Heute verfügen aber nur 45% der Europäer*innen über grundlegende digitale Fähigkeiten. In einigen Regionen, wie etwa in Südosteuropa oder in sozialschwachen Gruppen – insbesondere unter Arbeitslosen und Behinderten – sowie bei älteren Menschen sind digitale Fähigkeiten kaum ausgeprägt.

 

Die Digitalisierung hat gravierende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Einerseits schaffen neue Geschäftsmodelle, Produkte und Maschinen neue Arbeitsplätze, andererseits trägt die Automatisierung dazu bei, dass viele traditionelle Arbeitsplätze verschwinden werden – und zwar von der niedrigsten bis zur höchsten Qualifikation. Dies bestätigen eine ganze Reihe von Studien.

 

Digitale Fähigkeiten sind bereits für nahezu jede Art von Arbeit erforderlich. Alles wird mit allem digital vernetzt: smarte Roboter in Fabriken, Sensoren, die Informationen über Produkte und Prozesse an Maschinen und Menschen senden und damit Arbeitsprozesse steuern, der 3-D-Druck im Handwerk. Dienstleistungsplattformen verändern die Arbeitsbeziehungen. Die Digitalisierung löst zunehmend die Grenzen zwischen Märkten, Regionen, Unternehmen, Maschinen und Menschen und die dabei erfassten Daten führen zu neuen Geschäftsmodellen. Durch die Entwicklung der künstlichen Intelligenz entsteht auch ein neues Betriebssystem für die Arbeit der Zukunft.

 

In naher Zukunft werden 90% der Arbeitsplätze (insbesondere in Technik, Medizin, Kunst und Architektur) ein gewisses Maß an digitaler Kompetenz erfordern. Trotz anhaltend hoher Arbeitslosenquoten fehlt es aber an qualifizierten Arbeitskräften im IKT-Sektor. Für 2020 wird sogar ein Defizit von mehr als 750.000 Fachleuten erwartet. Es muss EU-weit wesentlich in digitale Bildung investiert werden. Ansonsten drohen Arbeitslosigkeit und sozialer Abstieg. Allein für Deutschland erwartet der Branchenverband Bitcom für die nächsten Jahre einen Verlust von 3,4 Millionen Arbeitsplätzen. Prognosen sehen jeden zweiten Job in Deutschland in Gefahr. Laut einer Studie der Universität Oxford werden in den nächsten Jahren in den USA bis zu 47% der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren.

 

Digitales Arbeiten führt bereits heute für viele Menschen zu einer höheren Arbeitsbelastung und mehr Stress. Flexibilität, Multitasking und zunehmende Schnelligkeit bei Aufgaben sind bereits Normalität in den meisten Jobs. Angebote oder Zeit für notwendige Qualifizierungen gibt es dagegen selten. Viele haben das Gefühl, der Technologie ausgeliefert zu sein, denn digitale Kontrollsysteme in der Arbeitswelt, um etwa Logistik zu optimieren oder Pflegekräfte gezielt einzusetzen, führen indirekt zur digitalen Überwachung der Beschäftigten.

 

Die Europaabgeordneten der LINKEN fordern daher faire Regeln und konkrete Angebote, wie die Arbeitswelt und der Sozialstaat in Zukunft aussehen sollen. Dazu gehören nicht nur umfassende Anstrengungen in die digitale Qualifizierung bereits ab der Vorschule, ein Recht auf bezahlte Qualifizierung nicht nur bei drohendem Arbeitsplatzverlust, sondern auch europaweit Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich. Die Digitalisierung muss als Chance genutzt werden, um die Arbeitsbedingungen in Europa systematisch zu verbessern. Politik, Sozialpartnerinnen und Wissenschaft tragen jetzt die Verantwortung, die digitale Transformation der Arbeitswelt zu gestalten.

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