Jugendarbeitslosigkeit

So könnten Lebenswege aussehen: Jugendliche besuchen die Schule und machen eine Ausbildung oder ein Studium. Anschließend arbeiten sie, sind endlich unabhängig, beziehen jeden Monat ein Gehalt und können über eine eigene Wohnung und die Gründung einer Familie nachdenken. Leider sieht es für viele junge Menschen in Europa seit der Wirtschaftskrise nicht mehr so aus. Denn auf den Schul-, Ausbildungs- oder Studienabschluss folgt für viele heute nichts.

 

Im Jahr 2017 standen 3,8 Millionen Jugendliche unter 25 Jahren in der EU ohne Arbeit da. Im Jahr 2013 waren es sogar 5,5 Millionen. Die Jugendarbeitslosigkeit trifft die verschiedenen Länder in der EU sehr unterschiedlich: In Deutschland, Dänemark, Österreich oder den Niederlanden können die meisten jungen Menschen relativ problemlos ins Berufsleben einsteigen. In Frankreich sind laut OECD jedoch schon 22% der Jugendlichen arbeitslos, in Italien und Spanien mehr als 30%, in Griechenland sogar 44%. Laut EU-Statistikbehörde Eurostat, die die Zahl der NEETs („Not in Employment, Education or Training“, also weder in Beschäftigung noch Ausbildung oder Schulung) in der Altersgruppe der 20- bis 34-Jährigen misst, sitzt ein Fünftel der jungen Menschen in der EU tatenlos zu Hause. Im besten Falle empfangen sie Sozialleistungen, die kaum zum Leben reichen. In Südeuropa können viele nur dank Eltern oder Großeltern überleben.

 

In Italien leben fast 90% Prozent der jungen Männer und 80% der jungen Frauen noch bei ihren Eltern. 30-Jährige, für die ein Arbeitgeber/eine Arbeitgeberin noch nie in die Rentenkasse eingezahlt hat, sind in Südeuropa keine Seltenheit. Aufgrund der Perspektivlosigkeit haben Griechenland, Portugal, Spanien und Italien im letzten Jahrzehnt eine enorme Abwanderung junger Leute erlebt, was gravierende Folgen für die Zukunft dieser Staaten haben wird.

 

Die Jugendgarantie und die Jugendbeschäftigungsinitiative der EU sind gute Instrumente zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit: Bereits 2013 haben sich die Mitgliedstaaten zur Umsetzung der Jugendgarantie verschrieben. Allen jungen Menschen soll innerhalb von vier Monaten nach Arbeitslosigkeit oder Schulabgang eine hochwertige Arbeit, Ausbildung, Weiterbildung bzw. ein Praktikum angeboten werden.

 

Über die Jugendbeschäftigungsinitiative erhielten viele Betroffene direkte Hilfe durch Vermittlung von Arbeitsplätzen, Ausbildungs- oder Praktikumsplätzen und Unterstützung bei der Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit. Den Mitgliedstaaten wurde erhebliche Vorfinanzierung zur Verfügung gestellt, die 2015 von 1% auf 30% aufgestockt wurde, da viele der Staaten mit hoher Jugendarbeitslosigkeit finanziell nicht in der Lage waren, die Jugendbeschäftigungsprojekte zunächst aus nationalen Mitteln vorzufinanzieren.

 

Die LINKE. im Europäischen Parlament begrüßt zwar diese beiden EU-Instrumente. Dennoch ist viel mehr nötig. Ohne intensive Anstrengungen für mehr qualifizierte Berufsausbildung, bessere finanzielle Förderung und ein europäisches Investitionsprogramm in neue, gute Arbeit ist keine Lösung zu erwarten. UN und EU sprechen daher bereits seit ein paar Jahren von einer „verlorenen Generation“. Das muss dringend geändert werden.

 

 

s.a. OECD

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