Presseschau: Lückenhafte Schwarze Geldwäscheliste (SPIEGEL)

DER SPIEGEL berichtet über die lückenhafte Geldwäsche und eine sehr aktive Schweizer Bank

Der SPIEGEL berichtet in seiner Ausgabe 4/2017 auf Seite 82 über die lückenhafte Schwarze Geldwäscheliste der Europäischen Kommission und über dubiose Verbindungen der Schweizer Bank Pictet in jene Steuerparadiese, welche auf der Schwarzen Liste fehlen.

 

Zeuge einer Fälschung, von Christoph Pauly

„[…] Obwohl auch Kriminelle die gebotene Diskretion zu schätzen wissen, tauchen die Bahamas nicht auf der schwarzen Liste auf, mit der die EU-Kommission seit vergangenem Sommer Geldwäscheparadiese brandmarkt. Die Brüsseler verlassen sich auf die formalen Zusagen der seit 1973 unabhängigen Inselgruppe, dass man im Ernstfall mit den Strafverfolgungsbehörden kooperieren werde. 

Das EU-Parlament bezweifelt allerdings den Sinn einer Liste, auf der zwar Länder wie Iran oder Nordkorea stehen, aber alle einschlägigen Geldwäscheoasen, wie die Britischen Jungferninseln oder Panama, fehlen. Am Donnerstag forderte eine deutliche Mehrheit der Abgeordneten in Straßburg deren dringende Überarbeitung. ‚Es kann doch nicht sein, dass wir keine Konsequenzen aus den ganzen Skandalen ziehen‘, sagt Fabio de Masi, der stellvertretende Leiter des Panama-Untersuchungsausschusses im EU-Parlament.

De Masi plant, den Geldwäscheexperten Andreas Frank ins EU-Parlament einzuladen. Der ehemalige Investmentbanker hat sich als Sachverständiger für den Deutschen Bundestag einen Namen gemacht. Im vergangenen Oktober reiste er nach Nassau, weil er mehr über die örtliche Firma Procot Investments Ltd. erfahren wollte, die in Verbindung mit einem Vermögensverwalter in Genf steht, mit dem er eine juristische Auseinandersetzung hat. Die freundlichen Damen im Shirley House händigten Frank eine Liste der Procot-Direktoren aus. Auf ihr standen drei Herren aus der Schweiz, die bei der Gründung der Gesellschaft im Jahr 2000 alle für die Schweizer Privatbank Pictet gearbeitet haben. […]

Pictet zählt mit einem verwalteten Vermögen von über 450 Milliarden Schweizer Franken zu den ganz großen Adressen für alle Spielarten von Steueroptimierung (SPIEGEL 30/2012). Sie unterhält, ähnlich wie die Deutsche Bank, Credit Suisse und andere Geldhäuser, in dem Tropenparadies eine Tochtergesellschaft namens Pictet Bank & Trust (Bahamas), um dort diskrete Geschäfte abzuwickeln.

In den offiziellen Unterlagen wurde die Bahamas-Tochter von Pictet als Bevollmächtigter von Procot genannt, Frank fuhr deshalb zu deren Adresse im Bayside Executive Park unweit des Flughafens. In dem dreistöckigen Gebäude sollen unter der Obhut von Pictet neben Procot über 600 Firmen ihren Sitz haben. Dort wurde ihm mitgeteilt, dass seit Kurzem nicht mehr Pictet, sondern Rhone Trustees als Agent für die Firma arbeitet. Rhone sitzt im selben Gebäude wie Pictet und hieß früher Pictet Overseas Trust Ltd. Aber niemand mochte ihm etwas über die Vergangenheit […]“

Der Artikel „Zeuge einer Fälschung“ von Christoph Pauly erschien in der Druckausgabe des SPIEGELS 04/2017 auf Seite 82.