Vom Sender zum Empfänger – zum neuem EU-Förderprogramm ‚Kreatives Europa -2013-2020‘

Marktkozentration in der Kultur?

Im November 2011 übermittelte die Kommission die Verordnung für das neue ‚Creative Europe 2014-2020‘-Programm an das Europäische Parlament und somit direkt in den Kulturausschuss hinein. Das wesentlichste Merkmal dieser Verordnung ist die Zusammenlegung des Kulturprogramms mit dem Media- und Media Mundus- Programm. Ihren Ursprung finden diese Programme in unterschiedlichen Ausgangslagen.

Durch die Ausweitung der Kompetenz der EU auf den Bereich Kultur im Vertrag von Maastricht 1992, wurde die erste Kultur-Programmgeneration geschaffen: Kaleidoskope, Raphael und Ariane. Diese hatten das klare Ziel die europäische Integration zu fördern und darüber hinaus bei der Schaffung einer europäischen Öffentlichkeit mitzuwirken. Das erste Media-Programm, welches auf den Beschluss des Rates vom 21. Dezember 1990 über die Durchführung eines Aktionsprogramms zur Förderung der Entwicklung der europäischen audiovisuellen Industrie (MEDIA) (1991-1995) beruht, hatte das klare Ziel der Stimulierung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sowie der weiteren Verbreitung von audiovisuellen Werken und eine höhere Öffentlichkeitswirkung.

Nun werden diese beiden Bereiche, Kultur und Media, auf der Grundlage einer Kultur- und Kreativindustie zusammengelegt, das heißt ein nichterwerblicher Bereich wird mit einem kommerziellen Industriebereich verknüpft. Den damit verbunden en Herausforderungen wird die Verordnung nicht gerecht, da sie vor allem auf den kommerziellen Bereich fokussiert wurde. Das angestrebte Finanzinstrument, welches eine Garantiefunktion besitzt, ist begrüßenswert, vor allem vor dem Hintergrund, dass der überwiegende Anteil in diesem Bereich aus Mikro- und Kleinunternehmern besteht. Da jedoch die Kulturindustrie mit erheblichen Risiken verbunden wird, besteht die Möglichkeit, dass das Finanzinstrument langfristig zu mehr Marktkonzentration führen könnte. Eine weitere Priorität des neuen Programmvorschlages ist das sogenannte ‚audience building‘. Die Hauptargumentation liegt in einer neuen nachfrageorientierten Politik, was gänzlich die unvorhersehbare Nachfrage nach Kulturgütern ausblendet und auch grundlegende Probleme des Zugangs zu, der Beteiligung an und den Ausschluss von Kultur unberücksichtigt lässt. Ziel des neuen Programm sollte nicht die Steigerung von Marktanteilen sein, sondern die Schaffung und Unterstützung eine Integrations- und Identifikationsfunktion von Kultur, sowie die Schaffung einer europäischen Öffentlichkeit, unter anderem auch um die Menschen für den europäischen Film in seiner Vielfältigkeit  zu sensibilisieren. Wobei im Brechtschem Sinne von einem Programm gesprochen werden muss, welches nicht nur als Distributionsapparat fungiert, sondern auch einen Kommunikationsappartat darstellt.  

MEP Prof. Dr. Lothar Bisky, Auschuss für Kultur und Bildung zum Programm ‚Kreatives Europa‘ veröffentlicht in ‚Politik & Kultur‘ Ausgabe 4/12, S.13

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