Nein zu Fracking
Umweltauswirkungen von Tätigkeiten zur Gewinnung von Schiefergas und Schieferöl
Heute aber auch bereits beim Workshop wurde viel über Technik gesprochen.
Über Sicherheitsmaßnahmen, über Risiken und über Chancen. Vor allem aber wird immer wieder das Argument bemüht, das wir schon aus den Diskussionen zum Atomausstieg zur Genüge kennen:
Nämlich, dass Shale-Gas eine Brückentechnologie sei, die wir unbedingt bräuchten, um die Energiewende erfolgreich bestreiten zu können.
Dabei ist Fracking eine Brücke ins Nichts! Mit dem Begriff wird eine Technologie beschrieben, die eine Politik von gestern befeuert. Eine Politik, die nach wie vor primär auf fossile Energieträger setzt. Eine Politik, die sich nicht um die Zukunft schert.
Statt der Energiewende wollen die Fracking-Verfechter noch die letzten fossilen Ressourcen, die die Erde hergibt, um jeden Preis ausbeuten.
Zahlen müssen die Geschädigten mit ihrer Gesundheit. Zahlen muss auch die Gesellschaft für Umweltschäden und verseuchtes Trinkwasser.
Es ist nicht wahr, wenn die Gasfirmen behaupten, sie würden keine neue Technologie anwenden. Fracking existiert zwar seit Jahrzehnten. Aber Methode, Technologie und Chemikalien die nun benutzt werden, sind heftiger und riskanter als herkömmliche Bohrungen. Vor allem der Ansatz, harte Gesteinsformationen aufzusprengen, in denen das Gas lagert, sind neu.
Jetzt komme ich zum Berichtsentwurf:
Den Entwurf des Berichterstatters finde ich enttäuschend. Nur einige Punkte möchte ich hier kurz benennen:
Das Shale Gas Potential beruht fast nur auf Spekulationen der Firmen. Polen hat da geradezu eine Vollbremsung hingelegt und die Zahlen massiv nach unten korrigiert.
Auch in meinem Land hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe letzte Woche ernüchternde Zahlen vorgelegt. Nur ein kleiner Teil von 10-30% kann tatsächlich gefördert werden, wie wir auch in den USA sehen können.
Ebenfalls vermisse ich in dem Bericht einen Hinweis darauf, dass die Klimabilanz von Fracking oft schlechter ist als die von konventionellen Energieträgern (Gründe hierfür sind Methanemissionen, zahllose LKW-Fahrten und die meist komplett neue Infrastruktur.)
In §10 fordern Sie die Kommission auf, Recherche-Projekte zu finanzieren. Ich denke, diese Industrie ist die letzte, welche Subventionen nötig hat.
Des Weiteren wird im Bericht versucht, den Wasserverbrauch zu relativieren (§12). Es wird der Verlust an Lebensqualität, bzw. die Gefahren für die Anwohner (§ 20) negiert.
Ganz besonders wundere ich mich aber über § 21. Sie fordern Informationskampagnen, um in der Öffentlichkeit „Verständnis, Akzeptanz und Vertrauen herzustellen“.
Für mich hört sich das so an, als sollten die Betroffenen mit Werbekampagnen „bearbeitet“ werden. Genau das passiert übrigens seit einigen Monaten in Deutschland. Die Firma Exxon-Mobil wirbt aggressiv für Fracking und unterschlägt dabei die Risiken.
Für mich besteht die Beteiligung der Betroffenen nicht aus der Berieselung mit Schönfärberei. Die Menschen sind meist skeptisch und haben Angst vor der Technologie unter ihren Häusern und Feldern. Es darf nicht gegen den Willen von Gemeinden oder Kommunen gefrackt werden.
Dieser Bericht ist unakzeptabel und extrem einseitig.
Ich betone nochmals: Die Ausbeutung von unkonventionellen Gasvorkommen ist riskant und umweltschädlich. Fracking wird als Brückentechnologie deklariert, um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Durch technologischen Fortschritt allein ist eine nachhaltige Entwicklung nicht zu erreichen. Technologischer Fortschritt muss vielmehr durch eine Verhaltensänderung begleitet werden. Bei der Energiegewinnung ist dies besonders evident.
Des Weiteren möchte ich bei dieser Gelegenheit noch kurz auf die unglaublich intensiven Lobbytätigkeiten der Industrie hier im Europäischen Parlament hinweisen. Ich finde das Ausmaß der Tätigkeiten dubios.
Vielleicht sollten wir uns als Abgeordnete etwas mehr Gedanken darüber machen, ob eine dermaßen einseitige Meinungsmache im Parlament vereinbar mit unseren demokratischen Grundsätzen ist.