Gewerkschaften auf europäischer Ebene (EGB)
Die Gewerkschaften werden auf europäischer Ebene überwiegend durch den Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) vertreten. Dem EGB gehören 90 nationale Gewerkschaften aus 39 Ländern und zehn europäische Gewerkschaftsverbände an. Damit repräsentiert er insgesamt 45 Millionen Mitglieder.
Der EGB hat zwei politisch arbeitende Organe: den Kongress, der alle vier Jahre einberufen wird, und den Exekutivausschuss. Der Kongress wählt neben den Mitgliedern des Exekutivausschusses auch den Präsidenten bzw. die Präsidentin (seit Oktober 2015 der Belgier Rudy De Leeuw). Des Weiteren bestimmt er den Generalsekretär bzw. die Generalsekretärin (seit Oktober 2015 der Italiener Luca Visentini) und dessen zwei Stellvertreter*innen (Peter Scherrer und Katja Lehto-Komulainen). Der Ausschuss trifft sich viermal im Jahr und besteht aus Vertreter*innen der Mitgliedsorganisationen. Er entscheidet über Mandat und Zusammensetzung der Delegationen für den Europäischen Sozialdialog.
Der EGB spricht sich im Namen der europäischen Arbeitnehmer*innen mit einer Stimme für ein stärkeres Mitspracherecht bei der Entscheidungsfindung in der EU aus. Der EGB möchte somit sicherstellen, dass die EU nicht nur ein Binnenmarkt für Waren und Dienstleistungen ist, sondern in erster Linie ein soziales Europa, in dem die Verbesserung des Wohlbefindens der Arbeitnehmer*innen und ihrer Familien eine oberste Priorität hat. Dabei verteidigt er grundlegende soziale Werte wie Solidarität, Gleichheit, Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Zusammenhalt.
Er setzt sich insbesondere ein für:
- die vollständige Umsetzung der europäischen Säule sozialer Rechte,
- qualitativ hochwertige Arbeitsplätze für alle,
- ein hohes Maß an sozialem Schutz,
- Gehaltserhöhungen,
- Gleichstellung der Geschlechter und angemessene Bezahlung,
- gute Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz,
- Freizügigkeit für europäische Arbeitnehmer*innen und ein Ende des Sozialdumpings,
- qualitativ hochwertige öffentliche Dienste, die für alle zugänglich sind,
- einen europäischen Rahmen zur Anhebung des Standards der nationalen Sozialvorschriften,
- Bekämpfung des Klimawandels und Förderung eines gerechten Übergangs für Arbeitnehmer*innen,
- Förderung dieser europäischen sozialen Werte in anderen Teilen der Welt.
Auf dem letzten EGB-Kongress in Paris im Jahr 2015 wurde ein Manifest verabschiedet, das Forderungen in den Bereichen wirtschaftspolitische Steuerung und Beschäftigungspolitik, Gewerkschaftsrechte und sozialer Dialog, ehrgeizige soziale Standards und eine faire Globalisierung enthält.
Verwandte Themen:
- Europäische Säule sozialer Rechte
- Klimawandel
- Freizügigkeit
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