Griechenland: Stabile Depression
Greece: Stable Depression
Please find English version below
Anlässlich des Treffens der Eurogruppe zu Griechenland erklärt der Europaabgeordnete Fabio De Masi (DIE LINKE.), Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) sowie der Financial Assistance Working Group des Europäischen Parlaments:
„Die ‚Euro-Rettung‘ ist Wahnsinn mit Methode. Griechenland rutschte gerade erneut in die Rezession und mit jedem neuen ‚Rettungspaket‘ wird sie verlängert. Es gibt keinen ökonomischen Indikator, der eine wirtschaftliche Erholung anzeigt, wie sie ohne Kürzungspolitik in jeder entwickelten Volkswirtschaft üblich wäre. Die Ziele für den stetigen Primärüberschuss sind unmöglich und alle wissen es.“
De Masi weiter: „Die EU-Kommission bejubelt den unerwartet hohen Primärüberschuss Griechenlands und freut sich über eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Erwartungen. Griechenland braucht aber wirtschaftlichen Aufschwung statt einer stabilen Depression. Denn die Mehrheit der Griechen erwartet leider überhaupt nichts mehr von der Politik. Damit wird auch die Demokratie beerdigt.
Durch die Maßnahmen werden völkerrechtliche Prinzipien zur Garantie von Kollektivvereinbarungen beziehungsweise Tarifverträgen gebrochen. Die öffentliche Infrastruktur wird vollends filetiert und zu Spottpreisen an private Investoren verramscht. Das Abschaffen von Kollektivverhandlungen, die Vereinfachung von Massenentlassungen und neue Rentenkürzungen im Umfang von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts – für viele Rentner und ihre Familien etwa 25 Prozent des Einkommens – schaffen keinen Aufschwung. Die Kommission hat bisher keine Abschätzung der sozialen Auswirkungen der neuen Kürzungen vorgelegt, obwohl diese eigentlich im Memorandum of Understanding vorgesehen war. Sie wird wissen, warum.“
Die Rettungsmilliarden für Griechenland flossen zu über 90 Prozent in den Schuldendienst. Die Griechen-Rettung war eine Bankenrettung. Es ist absurd, einer überschuldeten Volkswirtschaft neue Kredite zur Ablösung alter Schulden aufzupressen und zugleich über die Kürzungsdiktate dafür zu sorgen, dass kein hinreichendes Einkommen erwirtschaftet wird. Es werden ganze Volkswirtschaften terrorisiert, weil Bundesfinanzminister Schäuble zu feige ist, vor den Bundestagswahlen das Scheitern der deutschen Europolitik und somit auch der Veruntreuung von Steuermilliarden zuzugeben.“
De Masi abschließend: „Griechenland braucht einen Schuldenschnitt und alle verfügbaren Mittel, um zu investieren. Griechische Staatsanleihen müssen wieder zur Refinanzierung bei der EZB zugelassen werden. Einen Aufschwung wird es nur mit dem Ende der Griechenland-Rettung beziehungsweise der Kürzungspolitik geben.“
————————————————————————————–
Greece: Stable Depression
Commenting on today’s meeting of the Eurogroup, German-Italian MEP Fabio De Masi (DIE LINKE.), member of the Economic and Monetary Affairs Committee and Financial Assistance Working Group of the European Parliament, declares:
“There is method to the madness of the ‚Euro-rescue‘. Greece is once again entering a recession, which is prolonged by every new ‘bail-out’. No economic indicator is pointing towards a recovery, a recovery that every developed economy not implementing austerity policies would experience. The targeted primary budget surpluses are impossible to achieve, and everyone knows this.”
De Masi continues: “The Commission is celebrating the unexpectedly high primary surplus in Greece and is happy about the stabilization of economic expectations. What Greece needs, however, is a recovery and not a stable depression. Unfortunately, the majority of Greek people do not expect anything anymore from politics. This is democracy’s death knell.
The new measures violate international law regarding the guarantees of collective bargaining and collective agreements. Public infrastructure will be filleted and sold off to private investors at discount rates. The abolishment of collective bargaining, the easing of mass-layoffs and another round of pension cuts of around one percent of gross domestic product – Greeks have already lost around 27 per cent of their income and with unemployment at 25 per cent, pensions are often the only source of income for families – will, however, not generate growth. The Commission has so far not provided a social impact assessment of the new cuts, as envisaged in the Memorandum of Understanding. She will know why.
90 per cent of the bail-out billions for Greece was used to service debt. The Greek bail-out was in fact a bank bail-out. It’s absurd to force an over-indebted economy to take on new debt to service old debt, while at the same time cutting income through austerity dictates. Whole economies are being terrorized, because German finance minister Wolfgang Schäuble is too timid to admit the failure of German Euro-politics and the embezzlement of taxpayer money in advance of the German federal elections.”
De Masi concludes: „Greece needs a debt relief and all available means to invest. The ECB needs to accept Greek government bonds as collateral again. A recovery is only possible with an end to austerity.”