Ausstellung: „Ich kam als Gast in euer Land gereist „
Als das Europäische Parlament am 19. November 2013 über die Verordnung des Rates zur Einrichtung eines künftigen Programms „Europa für Bürgerinnen und Bürger“ abstimmte, votierten die Abgeordneten der deutschen Delegation DIE LINKE in der GUE/NGL einstimmig dagegen. Der wesentliche Grund für dieses Nein war, dass die darin konzipierte und festzuschreibende europäische „Erinnerungsstrategie“ auf der historisch unzulässigen Gleichsetzung von Faschismus und Kommunismus basiert. Diese Reduzierung europäischer Geschichte auf die so dramatischen Geschehnisse des 20. Jahrhunderts verzerrt zugleich den Blick auf ihre ganze Komplexität und Widersprüchlichkeit. Für uns spiegelt europäische Geschichte das immer währende Ringen um die Durchsetzung humanistischer Werte, um zivilisatorischen Fortschritt, um ein friedliches Zusammenarbeiten und -leben der Völker auf europäischen Boden wider. Zur Unteilbarkeit europäischer Geschichte gehört für uns das klare Benennen der Verbrechen der Nazidiktatur, die Auseinandersetzung mit dem Aufkommen des Faschismus in verschiedenen europäischen Ländern und das Aufarbeiten des tragischsten Kapitels deutscher Geschichte, der vom Hitler-Faschismus verübten Verbrechen gegen Menschheit und der von deutschem Boden ausgehenden zwei Weltkriege. Dazu gehört aber auch die Auseinandersetzung mit dem Stalinismus, mit dem die Partei DIE LINKE unwiderruflich als System gebrochen hat.
Die von der deutschen Delegation in der GUE/NGL im Europäischen Parlament organisierte Ausstellung „Ich kam als Gast in euer Land gereist “ stellt sich dieser Auseinandersetzung anhand der Familienschicksale von 15 deutschen Emigranten. Die Facharbeiterinnen und Facharbeiter, Funktionäre der KPD, Künstler, Ärzte und Architekten und deren Familienmitglieder wurden alle Opfer des von Stalin initiierten, von der KPdSU-Führung beschlossenen und von der politischen Polizei in der ehemaligen Sowjetunion umgesetzten Terrors. Die Familiengeschichten setzen aber gleichzeitig jene stalinistischen Strukturen ins Bild, die sich in Denk- und Handlungsweisen niederschlugen, mit denen die in die SBZ oder DDR Zurückgekehrten konfrontiert waren.
Es ist eine Ausstellung über starke Menschen, die hiermit wieder Namen und Gesichter bekommen und deren Schicksal, Opfer doppelter Verfolgung durch Faschismus und Stalinismus zu sein, zu lange unbekannt geblieben ist.
Dokumentation der AusstellungWord-Datei