Motorenlärm: Automobilhersteller wälzen die Kosten ab

Sabine Wils, (DIE LINKE), Europaabgeordnete und Mitglied im Umweltausschuss im Plenum des Europäischen Parlaments: „Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen hat die Folgen von Lärmemissionen auf die Gesundheit von Menschen untersucht. Das Ergebnis ist, dass Lärm nach der Luftverschmutzung am schlimmsten für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen ist. Fast 210 Millionen Menschen in der EU sind Verkehrslärm ausgesetzt, der 55 Dezibel übersteigt, viele von ihnen auch nachts. Lärm verursacht neben Hörproblemen und Schlafstörungen auch Stress, Herzkrankheiten, und er führt zu Lernproblemen bei Kindern. Die zermürbende Kraft von Lärmemissionen ist nicht zu unterschätzen. Aber bereits eine kleine Lärmreduzierung kann eine große Wirkung entfalten.

Da die Lärmgrenzwerte von Kraftfahrzeugen seit 1992 unverändert sind, freue ich mich, dass die Kommission sich endlich dazu durchgerungen hat, einen Vorschlag für eine Verordnung vorzulegen. Das Ergebnis im Umweltausschuss mit den verbesserten Grenzwerten sollten wir beibehalten. Die Grenzwerte sind so gestaltet, dass einige Fahrzeuge bereits heute konform sind. Dennoch treten die Grenzwerte erst in sieben Jahren in Kraft, genug Zeit also für alle Hersteller, ihre Fahrzeuge anzupassen, zumal es die Technik dafür schon heute gibt.

Der Gesetzgebungsprozess hat bisher gezeigt, dass die neue Verordnung massiv unter dem Einfluss von Lobbyisten leidet. Der Bericht des Automobilverbandes spielt die Vorteile von Lärmreduktionen herunter. Der Verband unterschlägt neue Studien und kalkuliert bei seinen Kosten-Nutzen-Rechnungen unseriös. Warum werden die positiven Effekte für die Gesundheit nicht miteinbezogen? Warum lässt der Automobilverband den Faktor Inflation bei seinen Kosten-Nutzen-Berechnungen außen vor, obwohl wir hier über Jahrzehnte sprechen? Die Hersteller wollen die Kosten weiterhin auf die Gesellschaft abwälzen. Hier ist das Parlament gefordert. Die Verursacher müssen sich an den Kosten beteiligen, indem sie ihre Fahrzeuge leiser machen.“