Patienteninformation verkommt zu Konsumentenwerbung

„Mit der Verabschiedung der Berichte zur Patienteninformation droht das bisherige Werbeverbot über verschreibungspflichtige Arzneimittel aufgeweicht zu werden. Information verkommt zur Werbung, wenn sie Verkaufsinteressen dient. Wer glaubt, dass Pharmafirmen freiwillig umfassend über ihre eigenen Produkte informieren, ist naiv und hat aus vergangenen Ereignissen wie dem Conterganskandal nichts gelernt“, kommentiert Sabine Wils, MdEP DIE LINKE, Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit, die heutige Entscheidung des Europäischen Parlaments. „Patienten brauchen unabhängige und vergleichbare Informationen, um eine sachkundige Wahl treffen zu können und diese Kriterien erfüllen die Beipackzettel von Medikamenten zumindest in Deutschland heutzutage schon“, fügt sie hinzu.

Die Berichte über die Vorschläge der Kommission für eine Richtlinie (A7-0290/2010) und eine Verordnung (A7-0289/210) zur „Information der breiten Öffentlichkeit über verschreibungspflichtige (Human-)Arzneimittel“ verbessern die vorhergehenden Vorschläge der Kommission zwar, ändern jedoch nichts an dem zugrunde liegenden Problem der Gefährdung der öffentlichen Gesundheit durch Falschinformation. Dazu Sabine Wils: „Patienten sind keine Kunden und Arzneimittel keine normalen Konsumentenprodukte. Die meist existenzielle Bedeutung verschreibungspflichtiger Medikamente für kranke Menschen verbietet jedweden kommerziellen Umgang mit diesen.“

„Wenn die EU auf dem Gebiet der Patienteninformation tätig wird, sollten viel eher Lesbarkeit, Aktualität sowie Qualität und Verfügbarkeit der Beipackzettel verschreibungspflichtiger Medikamente in allen Mitgliedsstaaten er EU sichergestellt werden. Die vorliegenden Änderungsvorschläge führen durch den Aufbau unnötiger Bürokratie zu Kostensteigerungen in den Gesundheitssystemen. Zusätzlich werden die Kapazitäten öffentlicher Kontrollbehörden im Gesundheitssystem überlastet und damit eine effektive Kontrolle erschwert. All dies schwächt die öffentlichen Gesundheitssysteme. Deswegen lehne ich die vorgeschlagenen Änderungen ab“, erklärt Sabine Wils.