Rede zur Kandidatur, Europaparteitag DIE LINKE.
Ich bin Gründungsmitglied der PDS. Ich habe in all den Jahren, als wir für das Überleben und die Erneuerung unserer Partei kämpften, nicht nur für ein friedliches Europa gestritten, sondern auch dafür, dass wir als Linke konsequent für ein europäisches Deutschland eintreten. Ich will, dass das so bleibt!
Wisst Ihr, was mich umtreibt?
Ich möchte mit einer starken Linken die Achse der Politik in Europa nach links verschieben. Dass Menschen Angst haben, vor ihrer Zukunft, vor Hartz IV, ja auch vor Europa, nehmen wir dabei sehr ernst. Aber wir schüren diese Ängste nicht. Das ist das schmutzige Geschäft der wahren Europa-Feinde, der ekelhaften Nationalisten und Rassisten wie Apfel in Sachsen, Rieger in Hamburg oder Le Pen in Frankreich. Gegen diese Leute gehen wir auf die Straße, in Dresden oder in Frankfurt am Main! Denen zeigen wir die Rote Karte, denn wir sind und bleiben Antifaschisten!
Ihr wisst, unsere GUE/NGL-Fraktion schätzt mich als kompetente und – was ebenso wichtig ist – als loyale Mitstreiterin. Sie nominierte mich als Vizepräsidentin des Parlaments, entsandte mich erneut in den Verfassungsausschuss und übertrug mir die
Vertrauensstellung der Obfrau der Fraktion. Und, liebe Genossinnen und Genossen: Sie tat dies wohl wissend, dass ich zum EU-Verfassungsprozess differenzierte Positionen vertrete.
Das ist gelebter linker Pluralismus, mit dem sich unsere Fraktion mit ihren 17 Parteien aus 14 Ländern täglich neu bewährt. Das ist ihre Stärke. Darauf bin ich als stellvertretende Fraktionsvorsitzende sehr stolz. Dafür danke ich insbesondere unserem französischen Genossen Francis Wurtz.
Vorhin war von Jean Monnet die Rede, der gesagt hat, hätte er einen zweiten Versuch, dann hätte er mit Kultur begonnen. Ich möchte einen anderen großen Franzosen zitieren, der mir ebenso am Herzen liegt: Victor Hugo.
„Der Tag wird kommen, wo alle Nationen dieses Kontinents ohne ihre besonderen Eigenheiten oder ihre ruhmreiche Individualität einzubüßen, sich eng zu einer höheren Gemeinschaft zusammenschließen und die große europäische Bruderschaft begründen werden. Ein Tag wird kommen, wo es keine anderen Schlachtfelder mehr geben wird als die Märkte, die sich dem Handel öffnen und der Geist, der sich den Ideen öffnet. Ein Tag wird kommen, wo die Kugeln und Bomben durch Stimmzettel ersetzt werden.“
Ja, liebe Genossinnen und Genossen: in Frieden und mit dem Stimmzettel!
Für seine großartige Vision von 1849 – dafür möchte ich weiter streiten, gemeinsam mit Euch, für den Wechsel in Europa!