300.000 Kinder als Soldaten im Einsatz – 20 Millionen flüchten vor dem Krieg

Erklärung der Europaabgeordneten Gabi Zimmer anlässlich des Internationalen Kindertags 2006 am 1. Juni.

Erklärung der Europaabgeordneten Gabi Zimmer anlässlich des Internationalen Kindertags 2006 am 1. Juni.

300.000 Kinder als Soldaten im Einsatz –
20 Millionen flüchten vor dem Krieg

Die Sprecherin der Delegation der Linkspartei.PDS im Europäischen Parlament Gabriele Zimmer hat aus Anlass des Internationalen Kindertages am 1. Juni auf die mangelnde Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse und die unterschiedlichen Lebenssituationen der Kinder in unserer Welt aufmerksam gemacht. Zwar habe der Kampf gegen Kinderarbeit, Kinderhandel sowie gegen Kinder- und Säuglingssterblichkeit vor allem durch die unermüdliche Arbeit von Nicht-Regierungsorganisationen Fortschritte gemacht, sagte Zimmer am Donnerstag in Brüssel. Doch werde der Verletzlichkeit und Hilfsbedürftigkeit von Kindern immer noch viel zu wenig Bedeutung beigemessen. „Kinder sind die am stärksten von Armut und deren Auswirkungen betroffene Personengruppe in den verschiedenen Gesellschaften unseres Planeten“, begründete die Europaabgeordnete.

In den Ländern der Dritten Welt fehle es an Bildungsmöglichkeiten, kritisierte Zimmer. Oftmals müssten die Kinder arbeiten, um die Familie zu unterstützen. Mehr als 300.000 Kinder seien weltweit als Soldaten im Einsatz und mehr als 20 Millionen Kinder Kriegsflüchtlinge. „Solche Zustände sind vollkommen unakzeptabel und müssen auch in der Entwicklungspolitik der Europäischen Union berücksichtigt werden“, forderte Gabriele Zimmer.

Allerdings machte Zimmer auch auf die Defizite in den reichen Ländern aufmerksam. Öffentliche Mittel für Bildung und Kultur würden drastisch gekürzt, während sich gleichzeitig die Situation in den sozialen Brennpunkten verschärfe. „Nachhaltige Entwicklung sieht anders aus“, sagte Gabriele Zimmer. „Wir dürfen unsere Kinder nicht nur aus Angst um unsere Rente fördern. Wir müssen lernen, dass Kinder sich auch außerhalb des familiären Schutzraumes am gesellschaftlichen Leben beteiligen können und wollen.“ Deshalb müsse die Selbständigkeit der Kinder gestärkt werden, denn sie wären bei der Lösung der Probleme die wichtigsten Partner.

Als „wichtigen Schritt“ bezeichnete Zimmer die Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention durch die Bundesregierung. Dem stehen allerdings die Situationen der Kindertagesstätten in Westdeutschland gegenüber, sagte sie. Auch die Zustände an Schulen in sozialen Brennpunkten, die Förderpolitik für Kinder- und Jugendsozialarbeit durch Bundes- und Landesregierungen lassen leider „ernste Zweifel an der Wahrung von Kinderrechten“ aufkommen. Außerdem würden Mittel für Bildung und Kultur kontinuierlich gekürzt und den Kindern damit elementare Medien zur Meinungsäußerung verwehrt.

Zimmer fordert die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention durch die Bundesregierung. Die Politik müsse das Recht jedes Kindes auf einen angemessen Lebensstandard für seine körperliche, seelische, sittliche und soziale Entwicklung respektieren und umsetzen. Insbesondere erinnert sie an das Recht auf Bildung und die Ausrichtung der Bildung, wie sie in Artikel 29 des Übereinkommens definiert ist.