Radikale Verminderung der Tiertransporte ist geboten

Christel Fiebiger

Plenarrede am 30.03.2004 zum Bericht über den Kommissionsvorschlag für eine Verordnung des Rates über den Schutz von Tieren beim Transport

Herr Präsident! Dass künftig den Anforderungen des Tierschutzes durch die Verkürzung der Transportzeiten und die Verbesserung der Transportbedingungen wirksamer entsprochen werden soll, ist gut. Weitaus wichtiger ist jedoch eine deutliche Verminderung der Tiertransporte selbst. Das läge wirklich im Interesse der Tiere, würde darüber hinaus die Ausbreitung gefährlicher Tierseuchen erschweren und die Belastung der Umwelt durch die CO2– Schadstoffemissionen verringern.

Die meisten Menschen halten es für unzivilisiert, dass Tiere über Hunderte oder auch Tausende von Kilometern durch Europa und die Welt zum Schlachten gefahren werden. Sie fordern zu Recht, dass die Tiere in die nächstgelegenen Schlachthöfe transportiert und dort vermarktet werden. Schließlich lässt sich gefrorenes Fleisch weitaus einfacher in entfernte Gebiete liefern.
Schlachttiertransporte sollten auf vier Stunden begrenzt werden. Innerhalb dieser Frist kann man in ganz Europa von fast jedem Landwirtschaftsbetrieb aus einen Schlachthof erreichen.

Der länderübergreifende Tiertransport wird im Bericht mit der ungleichen Verteilung von Angebot und Nachfrage begründet, die sich auf geografische und historische Gegebenheiten zurückführen lässt. Das ist eine Einschätzung, die ich nicht mittragen kann. Immerhin wurde mit EU-Fördermitteln die Konzentration der Schlachtkapazitäten umfassend gefördert.
Hauptursache ist die Politik der Liberalisierung und Konzentration, die regionale Kreisläufe zerstört. So lange diese Politik gilt, ist all das, was zum Schutz von Tieren bei Transporten getan werden soll, bloße Nachsorge und keine Vorsorge.

Auch sind Aussagen im Bericht wie Vorrang der Schlachtung nah am Aufzuchtort, finanzielle Unterstützung lokaler Schlachthöfe oder Einsatz von mobilen Schlachthöfen bloße Wünsche, die in der Europäischen Union der 25 Mitgliedstaaten nicht zu realisieren sind. Die Realität ist eine andere. Der Trend zu Unternehmensfusionen in der Schlachtindustrie hält an. Die Entfernungen der Tiertransporte werden größer. Tiertransporte über Satellitenortung aus dem Weltraum zu kontrollieren, mag technisch höchst interessant sein, es ist allerdings wiederum nur eine Methode der Überwachung, von denen wir meiner Ansicht nach viel zu viele haben. Die Wirksamkeit aller Methoden sollte nochmals überprüft werden.

Der vorliegende Bericht sollte die regionalen Wirtschaftskreisläufe fördern. Deshalb kann und muss ich sagen, er ist in diesem Sinne vollkommen neu zu überarbeiten.