Grenzen zwischen Arznei- und Nahrungsmitteln nicht zur Disposition stellen

Christel Fiebiger

Plenarrede zum Thema Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel als Gesundmacher aus dem Datennetz zu beziehen, das wird mit diesem Bericht nicht befördert. Die Lebensgeschichten betroffener Bürger kann ich gut nachvollziehen, aber meine eigenen Erlebnisse sprechen eine andere Sprache. Mittel, die sich auf die Beseitigung und Linderung von schwer bzw. heute noch nicht heilbaren Krankheiten beziehen, gehören meiner Meinung nach deshalb in das Arzneimittelgesetz und haben mit dem Verbrauch von Lebensmitteln nichts zu tun. Das heißt, Produkte mit pharmakologischen Inhaltsstoffen und krankheitsbezogenen Werbeaussagen sind als Arzneimittel zulassungspflichtig. Mit der Richtlinie sollen die Wirkstoffhöchstmengen in den 15 Mitgliedstaaten harmonisiert und die nationalen Bedingungen unter Zugrundelegung von Kriterien der gesundheitlichen Unbedenklichkeit im Interesse des vorbeugenden Verbraucherschutzes verbessert werden. Die nationalen Nahrungsmittel und Pharmaindustrien ringen um einen äußerst attraktiven Markt, in dem es um mit Wirkstoffen angereicherte Lebensmittel geht. Dabei wird mit den zusätzlichen und oft auch vermeintlichen Gesundheits- bzw. Leistungsfunktionen um eine neue Art von Lebensmittel geworben. Ich halte es für wichtig und verantwortungsvoll, dass die Grenzen zwischen Arznei- und Nahrungsmitteln nicht verschwimmen oder zur Disposition gestellt werden. Die Pharma- und die Lebensmittelindustrie werden in diesem Verfahren alles in Bewegung setzen, um im immer größer werdenden Markt Lebensmittel mit Zusatzstoffen anzureichern, die von Natur aus nicht in sie hineingehören. Der Bericht baut auf Transparenz, Offenlegung und Sicherheit für die Verbraucher. Deshalb unterstütze ich den Bericht. Für die Patienten und Verbraucher wird allerdings auch künftig unverzichtbar sein, auf das Kleingedruckte zu achten, „im Zweifel fragen Sie den Arzt oder Apotheker“. Deshalb haben Forschung und Wissenschaft einen Rechtsanspruch darauf, diesen Standpunkt zu verbessern.