Wirtschaftliche Konsequenzen der Anschläge vom 11. September 2001
Rede von Helmuth Markov zum Bericht von Othmar Karas gehalten am 27. Februar 2002 in Brüssel
Herr Präsident, meine Damen und Herren,
Zum Ersten: begrüßenswert an dem Bericht des Kollegen Karas ist, dass deutlich getrennt wird zwischen tatsächlichen wirtschaftlichen
Folgen des 11. September und vorher längst bestehenden Mängeln in Wirtschaft und Politik. Selbstverständlich muss die Europäische
Union Mitgliedstaaten erlauben, auch Luftfahrt- und Versicherungsunternehmen mit schwerwiegenden Problemen, die tatsächlich auf
die Folgen des Anschlages zurückzu-führen sind, zu unterstützen, um negative betriebswirtschaftliche sowie damit verbundene soziale
Auswirkungen auf die dort Beschäftigten abzumildern bzw. zu verhindern.
Zweitens: Unverantwortlich handeln hingegen diejenigen Unternehmen, die Rationalisie-rungsmaßnahmen, sprich Arbeitsplatzabbau
„auf Vorrat“ betreiben und ungerechtfertigt mit den Ereignissen des 11. September begründen. Es wäre tatsächlich unsinnig und
schädlich, dies auch noch mit staatlichen Beihilfen zu belohnen.
Drittens: Für etwas gewagt halte ich die Aussage, dass die Zinssenkung der EZB und die Einführung des EURO Europa eine
„internationale Finanzkrise im Ansatz ersticken“ konnte.
Viertens: Zusätzliche negative Auswirkungen auf die Wirtschaftslage durch vermehrte Ausgaben für Militär und innere Sicherheit – wie
sie der Berichterstatter befürchtet – las-sen sich ganz einfach vermeiden: durch sinnvolle Entwicklungspolitik, die auf Beseiti-gung von
Terrorismusursachen wie Armut, Unterdrückung, Ausbeutung und kultureller Intoleranz abzielt und längst nicht die immensen
finanziellen Mittel verschlingt wie mili-tärische Anti-Terror-Allianzen.