Rede zum Bericht Marieke Sanders – ten Holte zur europäischen Zusammenarbeit bei der Bewertung der Qualität der schulischen Ausbildung

Frau Präsidentin,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, der Berichterstatterin für ihre Arbeit zu danken. Ich begrüße den Bericht und halte eine europäische Zusammenarbeit bei der Bewertung der Qualität der Schulbildung im Informationszeitalter für wichtig.

Die Europäischen Ausbildungssysteme müssen sich auf die Informationsgesellschaft einstellen. Der rasche wissenschaftliche und technologische Wandel und die Globalisierung erfordern eine qualitativ hochstehende Ausbildung. Wir brauchen ein Bildungssystem, das sich problemlos an die rasanten Entwicklungen in der modernen Gesellschaft anpasst.

Was ist eine gute, schulische Ausbildung in der heutigen Zeit? Vermittlung von Wissen und Sachkenntnissen? Nicht nur. Die Funktion der Bildung für die Selbstverwirklichung des Individuums und für seine Mitwirkung an einer demokratischen, sozial gerechten und toleranten Gesellschaft halte ich für den entscheidenden Ausgangspunkt bei der Definition einer qualitativ hochstehenden Ausbildung. Junge Menschen müssen die Gelegenheit bekommen, in der Schule eine fachliche, soziale und gesellschaftliche Kompetenz erwerben zu können. Jeder hat das Recht auf eine gute schulische Ausbildung – auch Ausländer und soziale Randgruppen. Sie sind besonders von der Gefahr betroffen, ins gesellschaftliche Abseits abgestellt zu werden, da sie eine schlechtere Ausbildung bekommen. Ich fordere die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auf, dafür zu sorgen, dass jeder die gleiche Ausbildung bekommt. Die soziale Kluft zwischen Wissenden und Unwissenden muss abgebaut werden.

Die Bewertung der Qualität der Schulbildung ist zu begrüßen aus zweierlei Hinsicht: Erstens sehe ich die Bewertung als Ansporn für die Verbesserung der Schulbildung und zweitens schafft sie Bewusstsein über Qualitätsaspekte im Bildungssystem.

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union müssen auf dem Gebiet der Qualitätsbewertung der Schulbildung zusammenarbeiten, denn diese ist für die Arbeitsmarktpolitik und für die Freizügigkeit der Arbeitnehmer innerhalb der EU von wesentlicher Bedeutung. Auch Organisationen und Verbände, die im Bereich der Qualitätsbewertung der Schulbildung arbeiten, sollen auf europäischer Ebene zusammenarbeiten. Wir brauchen europäische Netzwerke, um sich gegenseitig zu unterstützen und den Bewertungsprozess von außen in Gang zu bringen. Schließlich können Schulen, Verbände und Organisationen voneinander durch den Austausch von Informationen und Erfahrungen lernen und vorbildliche Lösungen für eine gute Ausbildung finden.

Ich setze mich für eine gute schulische Ausbildung ein, um Arbeitslosigkeit und soziale Ausgrenzung zu verhindern. Eine qualitativ hochstehende Ausbildung ist eine Investition für die Zukunft, für den gesellschaftlichen Fortschritt, für eine Welt des Friedens und der Toleranz.

Feleknas Uca
MdEP

Strassburg, 15. Januar 2001