Tierschutz gerät bei jährlich 250 Millionen kreuz und quer durch Europa transportierter Tiere unter die Räder

Christel Fiebiger

Parlamentsrede zun Tagesordnungspunkt „Schutz von Tieren beim Transport“

Herr Präsident! Der Bericht über den Schutz von Tieren beim Transport hat ein großes öffentliches Interesse bewirkt. Verschiedene Verbände, aber vor allen Dingen auch Bürgerinnen und Bürger, haben mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, wie und welche Gegenmaßnahmen das Europäische Parlament ergreift, um die untragbaren Zustände beim Transport zu verbieten. Eine Gefährdung und letztlich das grausame Verenden der Tiere beim Transport durch die Gesetzgebung zu unterbinden, ist Anliegen des Berichts. Es wird jedoch notwendig sein, nichts dem Zufall zu überlassen, sondern bei der Ausgestaltung in der Sache hart zu verhandeln. Die gesellschaftlichen Erwartungen sind ein entscheidendes Element für die Besonderheiten des europäischen Agrarmodells. Die BSE-Krise und die Folgen der Vernichtung von Tieren durch die Maul- und Klauenseuche haben das bisher Erreichte positiv in Frage gestellt. Schätzungsweise 250 Millionen Nutztiere werden jährlich durch die Union transportiert. Über die Sinnlosigkeit dieser Transporte oder über deren Notwendigkeit wird von allen Beteiligten seit Jahren hart gestritten. Schon die vorhandene Grundverordnung enthält mehrere praktische und rechtliche Bestimmungen für den Transport von Tieren. Offensichtlich handeln einzelstaatliche Behörden nicht überall in diesem Sinne. Dadurch wird deutlich, wie schwach die Tierschutzklausel in Wahrheit ist. Es fehlt an Ernsthaftigkeit, Transparenz und Ehrlichkeit auf diesem Gebiet. Wenn zum Beispiel wildlebende Hasen in Polen mit Netzen gefangen und in tierquälerischen Containern in die EG gefahren werden, damit Sportschützen ihre Freizeit verbringen können, dann hat das nichts mehr mit Sport zu tun und mit Tierschutz schon gar nicht. Ich wäre froh, wenn der Kommissar sagen könnte, dass das nicht stimmt. Gerade in der Phase der Verhandlungen zum Thema europäische Erweiterung ist dieser Vorfall eine schlechte Hypothek auf eine ordnungsgemäße Landwirtschaft als Basis für deren Umwelt- und Artenschutz. Der vorliegende Bericht setzt in diesem Sinne auf Kooperation statt Konfrontation zwischen Landwirtschaft und Tierschutz.