Verschrottung von Schiffen weiterhin lukratives Geschäft für Reedereien
Keine Abwrackprämie, keine Auflagen für Arbeitsschutz
Das Europäische Parlament stimmte über das Recycling von Schiffen ab. Hierzu Sabine Wils MdEP DIE LINKE, Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit des Europäischen Parlaments:
„Der heute abgestimmte Bericht zum Ship Recycling ist völlig unzureichend. Nach den Verhandlungen mit Rat und Kommission liegt nun ein verwässerter Bericht vor, der weder für den Umweltschutz noch für Arbeitnehmerrechte ausreichend ist. Auch weiterhin wird es für Reedereien lukrative Geschäfte mit der Verschrottung ihrer Schiffe in Ländern geben, in denen Umwelt- und Arbeitsschutz nicht gelten.“
„Beaching“, die so genannte Strandungsmethode, die das Abwracken von Schiffen auf Stränden bezeichnet, wird auch in Zukunft möglich sein. „So werden weiterhin Schiffe, die als Sondermüll gelten, in Südasien unter katastrophalen Bedingungen auseinandergenommen. Die Arbeiter tragen bestenfalls Badelatschen und verletzen sich häufig tödlich bei Stürzen vom Schiffswrack oder durch Infektionen durch Schnittwunden von abgeflexten Metallteilen“, empört sich Sabine Wils, „sie tragen bei Schweißerarbeiten keine Schutzbrillen und atmen Asbest und Chemikalien ein, die in den Schiffen verarbeitet sind.“
Neben den hohen Gesundheitsrisiken für die Beschäftigten ist der heute verabschiedete Bericht auch für den Umweltschutz eine Enttäuschung. „Die Altmetalle werden nicht umweltgerecht recycelt. Öl, Asbest und verschiedentlich kontaminiertes Material tritt aus und vergammelt an den Stränden“, so Sabine Wils.
Keine „Abwrackprämie“ für Schiffe“Wegen der Möglichkeit des Ausflaggens eines Schiffes, bevor es verschrottet wird, wäre hierzu eine intelligente, vorwärtsgewandte Regelung notwendig gewesen. Eine solche wäre ein dem Verursacherprinzip entsprechendes wirtschaftliches System zum Schiffrecycling, beispielsweise durch eine extra Hafengebühr oder einen Fonds, das dem Schiffseigner nach einer umweltgerechten Verschrottung zurückerstattet werden würde. Es ist fatal, dass der heute abgestimmte Text auch dies nicht beinhaltet. Einmal mehr wird hier den Interessen des großen Teils der Reeder entsprochen, die aus den Schiffen den größtmöglichen Schrottwert herausholen wollen.“ In Indien, Bangladesch und Pakistan erhält ein Schiffseigentümer rund 400 US-Dollar für eine Tonne Stahl. Je umweltfreundlicher und sicherer für die Arbeiter ein Schiff verschrottet wird, umso kleiner wird dieser Profit.
„Gemeinsam mit engagierten Umweltorganisationen werden wir weiter für umweltfreundliches Ship Recycling unter guten Arbeitsbedingungen streiten“, so Wils abschließend.
Die Entschließung wurde mit 591 bei 47 Gegenstimmen angenommen.
Strasbourg, 22. Oktober 2013