Gegenseitig zuhören

Europakolumne für den Oranienburger Generalanzeiger

Tag auch, good morning, bonjour, buenos días, dobrý den, ciao, holá – Stimmgewirr an der Eingangstür zum Sitzungssaal der Linksfraktion mit dem langen Namen Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke. 23 Amtsprachen werden im Europäischen Parlament gesprochen. Wer ganz neu in diese Welt eintaucht, ist erst einmal etwas verwirrt. Doch bald wird die Sprachenvielfalt zur vertrauten Umgebung. Man bemüht sich, längst vergessen geglaubte Fremdsprachenkenntnisse aus den hintersten Gehirnwinkeln auszugraben, lernt vielleicht weitere Sprachen hinzu. Das sich gegenseitig Zuhören wird durch den Klang der anderen Sprachen herausgefordert. Wenn es komplizierter wird, lauscht jeder dankbar der per Kopfhörer übertragenen Übersetzung durch ein ganzes Heer von Dolmetschern.
Denn jeder Abgeordnete hat das Recht, in offiziellen Sitzungen der Fraktionen, der Ausschüsse und des Plenums in seiner Sprache zu reden und seine Sprache zu hören. Auch die gesamte EU-Gesetzgebung und die wesentlichen Dokumente im Gesetzgebungsprozess werden in alle Amtssprachen übersetzt. Das ist wichtig, denn es handelt sich bei unserer Arbeit schließlich darum, Regeln zu erarbeiten, die alle Menschen in der Europäischen Union direkt betreffen. Solche Regeln müssen einfach punktgenau und verständlich sein. Schon in der eigenen Sprache ist das nicht immer leicht.
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