Nach Massaker im Nordirak: Forderung nach mehr Lebenssicherheit für yezidische Kurden

Die Europaabgeordnete der Linken Feleknas Uca äußert sich zu den Terroranschlägen gegen Yeziden im Nordirak :

Mindestens 500 Menschen starben im Nordirak bei zwei Selbstmordanschlägen
am Dienstagabend in einer Wohnsiedlung in der Ortschaft Sinjar bei Mossul
und Hunderte wurden verletzt. Vier Tanklastzüge explodierten beinahe
zeitgleich und richteten schwere Zerstörungen an. Anschließend wurde die
Siedlung aus Granatwerfern beschossen. Bei den Opfern der Anschlagserie
handelt es sich hauptsächlich um Angehörige der yezidischen Glaubensrichtung.
Ich bedauere zutiefst den Tod all dieser unschuldigen Menschen und
verurteile diese Greueltaten auf das Schärfste, wenngleich zum
gegenwärtigen Zeitpunkt nicht eindeutig geklärt ist, ob die Opfer Ziel
radikal-sunnitischer Kämpfer von Al Kaida waren oder es einen Zusammenhang mit dem Vorfall im Frühjahr gibt, bei dem ein 17 Jahre altes yezidisches Mädchen von ihrem Clan zu Tode gesteinigt worden war, weil sie sich angeblich in einen
sunnitischen Muslim verliebt hatte und kurz darauf eine Vergeltungstat folgte, bei
der 23 Yeziden erschossen wurden.
Das Yezidentum ist eine vorislamische, vermutlich sogar vorchristliche
Religion, der ausschließlich Kurden angehören. Die Situation der Yeziden als
nicht-muslimische Minderheit im Irak hat sich nach dem Sturz des
ehemaligen irakischen Regimes bis heute aufgrund der Sicherheitsdefizite
sowie der wachsenden Radikalisierung konservativ-muslimischer Kreise nicht
verbessert und die Yeziden sind mehr denn je gewalttätigen Übergriffen, Bedrohungen und Beeinträchtigungen ihrer Lebensführung ausgesetzt.
An diesem schlimmsten Terroranschlag im Irak seit dem Sturz des
Saddam-Regimes wird einmal mehr deutlich, dass die Sicherheitslage in
Sinjar umgehend entscheidend verbessert werden muss. Deshalb muss es schnellstens einen Volksentscheid über den Anschluss des Gebietes an das irakische
Bundesland Kurdistan geben, so wie es mit Artikel 140 in der jetzigen irakischen
Verfassung als Gesetz und damit verbindlich festgeschrieben ist. Das Referendum
in Kirkuk und anderen kurdischen Regionen zu verschieben oder gar überhaupt
nicht durchzuführen, wäre ein falscher und zugleich gefährlicher Weg,
denn er würde innerhalb der politischen Neugestaltung des Landes die
gültige Verfassung als rechtliche Grundlage und somit den Irak selbst als Staatsgebilde in Frage stellen.