Europa findet im Salon statt
Berliner Veranstaltungsreihe zur EU-Entwicklung wird mit weiteren Foren fortgesetzt
Europaabgeordnete und Diplomaten diskutieren über die Entwicklung der Europäischen Union.
Brücken will Bärbel Romanowski auf der »Baustelle Europa« schlagen. Nein, es geht nicht um millionenschwere Infrastrukturvorhaben, sondern um Positionen und Meinungen. Seit nunmehr einem Jahr bringt die Journalistin mit der Veranstaltungsreihe Europaabgeordnete und Diplomaten an einen Tisch, um über aktuelle Probleme und die künftige Gestalt der EU zu diskutieren. »Wir haben bewusst die Form von Salongesprächen gewählt, um die Zuhörer auf gleicher Augenhöhe in die Debatte einzubeziehen«, erklärt die Moderatorin.
Europa den Menschen näher zu bringen und begreifbar zu machen, war die Grundidee der Foren, die in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Linksfraktion im Europäischen Parlament organisiert werden. Dabei geht es aber keineswegs um Schulmeisterei. Erwünscht ist vielmehr, dass die von Brüssel gern zitierten »europäischen Bürger« auch in Fragen der Integration mitreden – und nicht nur vor Wahlen. Wie wichtig dies ist, zeigt allein schon die Tatsache, dass bereits heute 80 Prozent der nationalen und 60 Prozent der kommunalen Gesetzgebung von EU-Vorgaben beeinflusst werden.
Wert legt Frau Romanowski darauf, dass ihre Gäste ausreden können: »Natürlich sprechen wir auch über die Tagespolitik. Aber es geht ebenso um Visonen, die sich nun mal nicht mit gängigen Schlagworten beschreiben lassen.« Aus diesem Grund sind jeweils nur zwei Gesprächspartner eingeladen. So erörterten im vergangenen Jahr Europaabgeordnete der Linkspartei mit Vertretern der Botschaften Polens, Ungarns, Sloweniens und Schwedens Aspekte der Europäischen Verfassung, außenpolitische und wirtschaftspolitische Themen und nicht zuletzt soziale und Menschenrechte in der erweiterten Gemeinschaft. Vorstellen kann sich Bärbel Romanowski auch, in künftigen Runden mit Gästen aus verschiedenen Parteien zu diskutieren. Dabei könnten Differenzen, aber auch Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden. Interessant wäre nach Ansicht der früheren Auslandskorrespondentin auch, die Themenpalette zu erweitern, insbesondere um den Bereich Kultur.
Die nächste »Baustelle Europa« wird sich in der kommenden Woche mit der Frage »Europa – Wo sind die Grenzen?« beschäftigen. Eingeladen sind die Europaabgeordnete der Linkspartei.PDS Feleknas Uca und der Migrationsexperte Hakki Keskin von der Fraktion Die Linke im Bundestag. Schwerpunkt wird der mögliche Beitritt der Türkei zur EU sein – und die »Hausaufgaben«, die dabei sowohl von Ankara als auch von Brüssel zu erledigen sind. Die Moderatorin erwartet zudem, dass der Konflikt um die Mohammed-Karikaturen angesprochen wird. Keskin, der viele Jahre die Türkische Gemeinde in Hamburg leitete, hatte zu Wochenbeginn die Veröffentlichung der Zeichnungen als Provokation kritisiert. Zugleich rief er militante Muslime auf, ihren Protest friedlich auszudrücken.
»Baustelle Europa«, 16. Februar, 19.00 Uhr, Die Palisa.de, Palisadenstraße 48, 10243 Berlin
Quelle:
Neues Deutschland