„Ich fühle mich als Europäer“

Vorgestellt: Daniel Stroz

Seit der letzten Europawahl gehört Daniel Stroz, geboren 1943, Journalist, stellvertretender Vorsitzender des tschechischen Schriftstellerverbandes, Karel- Hynek-Macha-Preisträger, der linken Fraktion im Europäischen Parlament an. Das Besondere an ihm: Er ist parteilos, BRD-Staatsbürger und wurde auf der Liste der Kommunistischen Partei Tschechiens und Mährens (KSCM) in das Parlament gewählt. Seine linke Überzeugung hat der gebürtige Tscheche nie versteckt, auch nicht, als er 1968 ins Münchener Exil ging. Nach der Europawahl war ihm und seinen 5 Kollegen klar, dass sie in der Fraktion GUE/NGL mitarbeiten. „Hier finden sich Vertreter mit unterschiedlichen Politikansätzen zusammen. Umso wertvoller, dass es in prinzipiellen Fragen meist gelingt, einen Konsens zu finden und einheitlich aufzutreten“, sagt er heute, ein Jahr nach der Wahl. Zwei Arbeitsbereiche sind ihm besonders wichtig. Die Kultur und die tschechisch-deutschen Beziehungen mit „dem speziellen Fokus auf die so genannten sudetendeutsche Frage“. Noch im Münchner Exil hat er den Verlag „Poesie ohne Heimat“ gegründet und jahrelang geleitet. Nicht nur tschechische Schriftsteller publizierten dort. Traurig macht ihn, was die „freie Marktwirtschaft“ in wenigen Jahren aus der tschechischen Dichtkunst gemacht hat. Und, dass heute bis auf wenige Ausnahmen die tschechische Presse in den Händen ausländischer, vor allem deutscher, Medienkonzerne liegt. Engagiert tritt Stroz im Parlament und in der Öffentlichkeit gegen den Versuch der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) zur Europäisierung des Sudentendeutschen Problems auf. Aus seiner Sicht versucht die Führung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, deren Vorsitzender auch Abgeordneter des Europäischen Parlaments ist, immer wieder, das bilaterale Verhältnis zwischen Tschechien und Deutschland mit einer Frage zu untergraben. CDU/CSU-Parlamentarier hatten mit Blick auf die Sudetendeutschen gegen den tschechischen EU-Beitritt gestimmt hatten. Der SL-Vorsitzende hatte schon 1999 mit geschickter Taktik im Straßburger Parlament in den Parlamentsbeschluss „Zum regelmäßigen Bericht der EU-Kommission über die Fortschritte der Tschechischen Republik auf dem Weg zum Beitritt“ eine Passage zu den „Benes-Dekreten“ durchgesetzt. Heutzutage setzt die Landsmannschaft auf Privatklagen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Das Vorgehen, das 60 Jahre nach dem Sieg über Hitlerdeutschland auf eine Revision der Resultate des Zweiten Weltkrieges zielt, sei planmäßig, nur die Taktik ändere sich nach Bedarf, so Daniel Stroz.