Anlässlich des heutigen Weltalphabetisierungstags
Der Weltalphabetisierungstag macht darauf aufmerksam, dass weltweit ca. 800 Millionen Erwachsene nicht lesen und schreiben können, davon sind ca. zwei Drittel Frauen. 100 Millionen Kinder im Schulalter haben nie die Schule besucht.
In Deutschland gibt es ca. vier bis sieben Millionen Erwachsene, die über zu geringe Lese- und Schreibmöglichkeiten verfügen, um den selbstverständlich erwarteten Ansprüchen unserer Gesellschaft gerecht werden zu können. Genaue Angaben über die Zahl der Betroffen sind schwierig zu machen, denn diese Menschen haben Angst vor Entdeckung und fürchten um den Verlust ihres Partners, der Freunde oder des Arbeitsplatzes.
Denn im alltäglichen Leben bedeutet der funktionale Analphabetismus – so wird es von Fachleuten genannt – für einen nicht unerheblichen Teil der deutschen Bevölkerung, dass sie gesellschaftliche und wirtschaftliche Diskriminierungen erleben.
Unter den Betroffenen sind viele, die weder eine Zeitung lesen, noch ein Formular ausfüllen oder einen Brief schreiben können oder große Probleme haben, diese Tätigkeiten auszuführen. Sie befinden sich in einer gesellschaftlichen Außenseiterstellung und das ist ein Problem, das uns alle angeht. Nach PISA kann niemand mehr ernsthaft bezweifeln, dass Bildung für alle in Deutschland nicht verwirklicht ist: ein gravierender Fachkräftemangel, eine mangelhafte Förderung schwacher Schüler, eine zu einem großen Teil schlecht motivierte und unzureichend ausgebildete Lehrerschaft. Hinzu kommt, dass zu wenig für die Integration von Migrantinnen und Migranten geschah.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen erinnert uns heute daran, dass Alphabetisierung ein Hauptschlüssel ist für den Wandel und ein Hilfsmittel zur Förderung des Einflusses und der Verantwortung des Einzelnen auf allen drei Hauptgebieten der nachhaltigen Entwicklung: wirtschaftliche Entwicklung, soziale Entwicklung und Umweltschutz.
Es geht bei diesem Thema tatsächlich um die Zukunft, die der Einzelnen und die des Gemeinwesens. Jeder Mensch in unserem Land und anderswo, muss die Chance erhalten Lesen und Schreiben zu lernen, und zwar so, dass diese Fähigkeit eine volle Teilnahme und eigenständige Gestaltung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Miteinanders ermöglicht.