Kinder sind keine kleinen Erwachsenen!
Zur Abstimmung des Europäischen Parlaments über eine Verordnung zu Kinderarzneimitteln (Grossetête-Bericht, A6-0247/2005) erklärt die Europaabgeordnete der Linkspartei.PDS, Dr. Sylvia-Yvonne Kaufmann, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments:
Bereits seit langem streiten Kinderärzte gemeinsam mit Eltern dafür, dass mehr Medikamente für die Heilung von Kinderkrankheiten entwickelt und als solche gekennzeichnet werden. Gegenwärtig werden mit Ausnahme einiger Mittel gegen Husten und Schnupfen nur wenige geprüfte Arzneimittel angeboten, die Kindern und Jugendlichen unbedenklich verabreicht werden können. Medikamente werden für Kinder lediglich anders dosiert als für Erwachsene, aber ihr Einfluss auf die Organsysteme, das Skelett und auf die geistige Einwicklung der Kinder ist nicht ausreichend bekannt. Ebenso unbekannt ist der Bedarf an Medikamenten zur Heilung von Kindern – egal, ob es sich um allgemeine Krankheiten oder speziell um Kinderkrankheiten handelt. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen! Trotzdem werden laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde durchschnittlich 50% aller Arzneimittel außerhalb ihres Zulassungsbereiches angewendet, in einigen pädiatrischen Spezialdisziplinen sind sogar bis zu 90% der Arzneimittel nicht für Kinder zugelassen. Ganz offensichtlich hat die überwiegende Mehrheit der Pharmakonzerne weder ein Interesse an gezielten Entwicklungen von Medikamenten für Kinder noch an Studien zur Medikamentensicherheit für diese Personengruppe, da sie mit Kinderarznei „keinen schnellen Euro“ machen können.
Das Europäische Parlament hat nunmehr den Vorschlag für eine gemeinsame Verordnung mit dem Rat beschlossen, die eine Reihe sinnvoller Maßnahmen zur Beendigung dieses Zustandes enthält. So soll ein europäisches Programm „Arzneimittelprüfungen für die Kinder Europas – MICE“ aufgelegt werden. Besonderes Augenmerk gilt der verstärkten Untersuchung der Kinderarzneimittel, bevor sie für Patienten frei gegeben werden. Außerdem soll innerhalb der Europäischen Arzneimittelagentur ein Pädiatrieausschuss gebildet werden.
Ich begrüße diesen europäischen Schritt zum Schutz der Gesundheit der Kinder ausdrücklich. Für die Gesundheit unserer Kinder kann nicht genug getan werden. Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Kindermedizin dürfen nicht an der Profitgier der Pharmakonzerne scheitern.
Strasbourg, 7. September 2005
Zur Abstimmung des Europäischen Parlaments über eine Verordnung zu Kinderarzneimitteln (Grossetête-Bericht, A6-0247/2005) erklärt die Europaabgeordnete der Linkspartei.PDS, Dr. Sylvia-Yvonne Kaufmann, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments:
Bereits seit langem streiten Kinderärzte gemeinsam mit Eltern dafür, dass mehr Medikamente für die Heilung von Kinderkrankheiten entwickelt und als solche gekennzeichnet werden. Gegenwärtig werden mit Ausnahme einiger Mittel gegen Husten und Schnupfen nur wenige geprüfte Arzneimittel angeboten, die Kindern und Jugendlichen unbedenklich verabreicht werden können. Medikamente werden für Kinder lediglich anders dosiert als für Erwachsene, aber ihr Einfluss auf die Organsysteme, das Skelett und auf die geistige Einwicklung der Kinder ist nicht ausreichend bekannt. Ebenso unbekannt ist der Bedarf an Medikamenten zur Heilung von Kindern – egal, ob es sich um allgemeine Krankheiten oder speziell um Kinderkrankheiten handelt. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen! Trotzdem werden laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde durchschnittlich 50% aller Arzneimittel außerhalb ihres Zulassungsbereiches angewendet, in einigen pädiatrischen Spezialdisziplinen sind sogar bis zu 90% der Arzneimittel nicht für Kinder zugelassen. Ganz offensichtlich hat die überwiegende Mehrheit der Pharmakonzerne weder ein Interesse an gezielten Entwicklungen von Medikamenten für Kinder noch an Studien zur Medikamentensicherheit für diese Personengruppe, da sie mit Kinderarznei „keinen schnellen Euro“ machen können.
Das Europäische Parlament hat nunmehr den Vorschlag für eine gemeinsame Verordnung mit dem Rat beschlossen, die eine Reihe sinnvoller Maßnahmen zur Beendigung dieses Zustandes enthält. So soll ein europäisches Programm „Arzneimittelprüfungen für die Kinder Europas – MICE“ aufgelegt werden. Besonderes Augenmerk gilt der verstärkten Untersuchung der Kinderarzneimittel, bevor sie für Patienten frei gegeben werden. Außerdem soll innerhalb der Europäischen Arzneimittelagentur ein Pädiatrieausschuss gebildet werden.
Ich begrüße diesen europäischen Schritt zum Schutz der Gesundheit der Kinder ausdrücklich. Für die Gesundheit unserer Kinder kann nicht genug getan werden. Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Kindermedizin dürfen nicht an der Profitgier der Pharmakonzerne scheitern.
Strasbourg, 7. September 2005