Erwartungen der Jugend Europas von der Europäischen Union
Europäische Jugendpolitik: wo sie her- und wie sie ankommt
Die europäische Jugend ist kein homogenes Ganzes. Sie weist erhebliche soziale, wirtschaftliche, kulturelle und regionale Unterschiede auf. Mit dieser Tatsache müssen nicht nur nationale und europäische öffentliche Stellen umgehen, sondern auch die Leser dieser Arbeit. Wenn diese unter dem Titel „Was erwartet die Jugend in Europa vom Europäischen Parlament“ steht, sollte sie mit genau dem Bewusstsein gelesen werden, dass zum Beispiel ein Absolvent einer britischen Elite-Schule einen anderen Zugang zur Union hat – und damit auch andere Erwartungen – als ein arbeitsloser Jugendlicher in Sachsen-Anhalt, ein junger Angestellter in Finnland oder ein Hilfsarbeiter in Portugal. Das beginnt schon damit, dass die Bezeichnung „jugendlich“ in Statistiken für junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren gilt. Bisweilen werden auch 29-Jährige noch zur Jugend gezählt.
Zudem kommen in den unter IV. beschriebenen von der Europäischen Union veranstalteten Foren und Konferenzen meiner Meinung nach nur Jugendliche zu Wort, die Europa gegenüber sehr aufgeschlossen sind, und sich ein ungefähres Bild von der Struktur und der Funktionsweise des Institutionengeflechts von Straßburg über Brüssel bis Luxemburg machen können. Die formulierten Visionen der „Jugend Europas“ wie sie zum Beispiel in den Ergebnispapieren des Europäischen Jugendkonventes und des Europakonventes junger Bürgerinnen und Bürger zu finden sind, scheinen daher wenig repräsentativ zu sein.
Einen breiteren Schnitt bietet die von der Kommission im Jahr 2001 veröffentlichte Studie „Young European in 2001“. Darin sind die Einstellungen und Erwartungen gegenüber der EU zwar nur rudimentär beschrieben. Jedoch erreichte die Umfrage 9.760 junge Leute aus allen Staaten der EU-15. Mit deren Ergebnissen und den der Nachfolgestudie aus diesem Jahr „Youth in New Europe“ unter Jugendlichen aus den 13 Kandidatenländern beschäftige ich mich, nachdem ich kurz dargestellt habe, wo in der Europäischen Union Jugendpolitik gemacht wird und welche Bemühungen die einzelnen Stellen in den vergangenen Jahren unternommen haben. Nach einem kurzen Überblick über die Ergebnisse von „Young European in 2001“ lasse ich die jungen Menschen zu Wort kommen, die an Veranstaltungen parallel zum Verfassungskonvent oder im Nachgang zu dem von der Kommission herausgegebenem Weißbuch der Jugend teilgenommen haben. Bevor dann die Ergebnisse dieser Arbeit zusammen gefasst werden, will ich über die Situation der Jugendarbeit in anderen Staaten Europas berichten.