Gedenken in Südfrankreich – die Widerstandsgruppe „Montaigne“
Ein nebliger Herbsttag in den südfranzösischen Bergen. Etwa 200 Menschen sind zur Einweihung einer neuen Gedenkstele für die antifaschistische Widerstandsgruppe „Montaigne“ in die Cevennen gekommen. Unter ihnen französische Résistance-Kämpfer, Vertreter der Region Lozère und des Départements, der deutsche Honorarkonsul aus Montpellier und viele, deren Angehörige sich an der Résistance beteiligt hatten.
Der Standort der Stele wurde gut gewählt. Inmitten von Kastanienwäldern überblickt man von einer Anhöhe unweit des kleinen Dorfes St. Romain de Tousques den Kampfplatz der ersten Auseinandersetzungen (7.-13. April 1944) dieser Résistance-Einheit mit deutschen SS-Verbänden, Feldgendarmerie und ihren französischen Hilfstruppen. Das Besondere an der „Groupe Montaigne“: ihr internationaler Charakter. So sind die Namen auf dem Gedenkstein in zwei Spalten mit jeweils etwa 40 Einträgen geteilt, „Les Allmands“ und „Les Français“, unter „Die Franzosen“ fallen noch Sowjetbürger, Jugoslawen, Tschechen und Spanier, die sich an den Kämpfen beteiligten.
Beim anschließenden Empfang erklärt Monsieur Bruguerolle, der letzte noch Lebende der „Montaigne“, in nüchternen Worten, wie es zu dieser Zusammensetzung kam. Er selbst habe den Kampf zur Verteidigung des republikanischen Frankreichs gegen die Deutschen und ihre Helfershelfer, die bereit waren, alle Juden und Ausländer an Nazideutschland auszuliefern, aufgenommen. Dann sei er auf die ehemaligen Spanienkämpfer gestoßen, die wie viele Jüdinnen und Juden in den Cevennen – einer Region mit langer Widerstandstradition – Unterschlupf vor der NS-Verfolgung gefunden hatten. Die Spanienkämpfer waren es auch, die die französischen Bauernsöhne und Studenten an der Waffe ausbildeten.
Immer noch zu wenig bekannt ist, dass nicht nur in der Sowjetunion, sondern auch in Frankreich zahlreiche Kriegsverbrechen von Deutschen begangen wurden. Da verwundert es nicht, dass auch von Anwesenden der Gedenkfeier darauf hingewiesen wurde, dass sie im Geiste der Deutschfeindlichkeit erzogen wurden. Umso bemerkenswerter ist es, dass sie sich nun für eine deutsch-französische Verständigung stark machen.
Um die Erinnerung an den gemeinsamen internationalen Kampf gegen den Faschismus wach zu halten, setzt sich der mittlerweile über 80-jährige Bruguerolle zudem für den Aufbau eines kleinen Museums vor Ort ein. Eine deutsche Beteiligung an dieser Initiative steht noch aus.n
Für den DRAFD (www.drafd.de: Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ e.V.) und die Fraktion der GUE/NGL nahm der Autor dieses Berichts an der Gedenkveranstaltung am 18. Oktober 2003 teil.