Erinnern, Gedenken, Forschen

Anne Quart

Vor zehn Jahren, am 11. Februar 1993, verabschiedete das Europäische Parlament die „Entschließung zum europäischen und internationalen Schutz der Gedenkstätten der von den Nationalsozialisten errichteten Konzentrationslager als historische Mahnmale“.
Die Fraktion der Vereinten Europäischen Linken hatte damals die Initiative zu dieser Resolution ergriffen, um auf aktuelle Entwicklungen in der Bundesrepublik aufmerksam zu machen. Die Beunruhigung über die Zunahme von rassistisch motivierten Gewalttaten in Deutschland, das nachlassende Interesse am Erhalt von KZ-Gedenkstätten und eine Vermischung der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit mit der Debatte über die Nutzung der Konzentrationslager nach dem Krieg sorgten dafür, dass die Resolution die breite Zustimmung aller Fraktionen fand.
Das Europäische Parlament hat sich mit dieser Resolution dazu bekannt, dass es auch eine europäische Verantwortung für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gibt, die die nationalen Bemühungen um den Erhalt von KZ-Gedenkstätten und das Gedenken an die Opfer ergänzen muss. In Folge der EP-Entschließung wurde daher eine spezielle EU-Haushaltslinie eingerichtet, die dem Erhalt und der Unterstützung der Arbeit von KZ-Gedenkstätten dient. Jährlich werden von der EU 450.000 Euro für bauliche Maßnahmen, Bildungsprojekte oder Jugendbegegnungen bereitgestellt.
Auf Anregung der PDS-Delegation hat die GUE/NGL-Fraktion das zehnjährige Jubiläum der KZ-Gedenkstättenresolution zum Anlass genommen, eine Bilanz zu ziehen und in einer Ausstellung über die heutige Situation von KZ-Gedenkstätten zu informieren. In enger Zusammenarbeit mit der „Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten“ entstand eine Wanderausstellung, die die Arbeit der Stiftung und ihrer vier brandenburgischen Gedenkstätten Sachsenhausen, Ravensbrück, Brandenburg und Below dokumentiert. Die Ausstellung trägt den Titel „Erinnern, Gedenken, Forschen: 10 Jahre Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten“. Sie wurde am 20. Mai 2003 in Brüssel durch den Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, Renzo Imbeni, und MdEP Helmuth Markov feierlich eröffnet. Vor etwa einhundert Gästen sprachen Francis Wurtz, Fraktionsvorsitzender der GUE/ NGL sowie Prof. Günther Morsch, Leiter der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.
Zur Eröffnung waren zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter internationaler Häftlingskomitees angereist. Roger Bordage, Vizepräsident des Internationalen Sachsenhausenkomitees, dankte der Fraktion für die Initiative und würdigte das Engagement der Europäischen Union für den Schutz der KZ-Gedenkstätten. Gleichzeitig äußerten die Häftlingskomitees den Wunsch, dass sich die Europäische Union künftig stärker für die Belange der Organisationen einsetzen möge, die sich für die Bewahrung des Andenkens an die Opfer des Faschismus engagieren. In diesem Zusammenhang regten sie an, einen Europäischen Gedenktag für die Opfer des Faschismus einzurichten. Die Vertreter/innen der Häftlingskomitees nutzten die Gelegenheit, um am Rande der Ausstellung in Gesprächen mit Abgeordneten des Parlaments für diese Idee zu werben. Darüber hinaus trafen sie sich mit Vertreter/innen der Europäischen Kommission, um zu diskutieren, wie man die bestehende Haushaltslinie erweitern könnte, um die Arbeit der Häftlingskomitees und anderer Opferverbände künftig ebenfalls durch EU-Gelder abzusichern. Unsere Fraktion unterstützt die Anliegen der Häftlingskomitees und wird sich dafür einsetzen, dass die dazu notwendigen Initiativen im Parlament auf den Weg gebracht werden.
Die Wanderausstellung kann bei der Fraktion angefordert werden. Interessenten melden sich bitte bei Helmuth Markov (hmarkov@europarl.eu.int, Tel. +32-2-284.59.80)n