Das Eurosystem: Eine paradigmenorientierte Darstellung und kritische Würdigung der europäischen Geldpolitik
Auftragsstudie der GUE/NGL-Fraktion im Europäischen Parlament
Aus der Einleitung:
„Die Bewertungen der Einführung des Euro und einer damit einhergehenden einheitlichen Geldpolitik laufen weit auseinander. Dies ist insofern kaum verwunderlich, als es zum einen für ein solches Vorgehen kein historisches Vorbild gibt und zum anderen die unterschiedlichen Beurteilungen unterschiedliche Grundauffassungen über die Funktionen des Geldes in Ökonomien vom Typ der Bundesrepublik Deutschland widerspiegeln. Denn es gibt bekanntlich nicht die Volkswirtschaftslehre, sondern unterschiedliche Volkswirtschaftslehren. Grund-sätzlich konkurrieren klassische (marxistische), neoklassische und keynesianische Paradigmen miteinander. Auf keinem Gebiet der Volkswirtschaftslehre zeigen sich die grundverschiedenen Auffassungen dieser drei Paradigmen pointierter als auf dem Gebiet der Geldtheorie und -politik. Während Klassik und Neoklassik grundsätzlich davon ausgehen, dass Geld, bezogen auf die realwirtschaftlichen Vorgänge, zumindest längerfristig neutral ist, gehen Keynesianer davon aus, dass ökonomische Prozesse gerade durch Geld initiiert und gesteuert werden, so dass die Vorstellung von der Neutralität des Geldes ein adäquates Begreifen der Strukturen und Prozessabläufe in „Geldökonomien“ nicht nur erschwert, sondern definitiv verhindert. Marx selbst steht hier in gewisser Weise zwischen den „Fronten“, da er einerseits in einzelnen Passagen seiner Arbeiten die Bedeutung des Geldes außergewöhnlich deutlich herausgestellt hat, während er andererseits in anderen Passagen die Neutralitätsthese vertreten hat. Letztlich ging er davon aus, dass sich die Gesetze des Kapitalismus unabhängig von der Geldsphäre durchsetzen.“
Berlin, Februar 2001
ISBN 3-320-02969-X
Erhältlich als Broschüre bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin)