Im ‚Krieg der USA gegen die Barbarei‘ siegt die Barbarei
Dr. André Brie zu Haftbedingungen in US-Basis Guantánamo:
Gitterkäfige, gerade einmal vier Quadratmeter Grundfläche, Fesselungen – nicht wilde Tiere sind so gefangen, sondern die „gesetzlosen
Kämpfer“ der Taliban und El Kaida, die die US-Truppen auf ihrem Stützpunkt Guantánamo auf Kuba internieren. In der Nacht auf
Dienstag kamen weitere 30 Häftlinge aus Afghanistan in der Militärbasis an; die Zahl der dort einsitzenden „mutmaßlichen Terroristen“
erhöhte sich damit auf 50. „Nicht komfortabel“ seien die Haftbedingungen in Guantánamo, erklärte US-Brigadegeneral Mike Lehnert.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wird da deutlicher: Die Unterbringung von Gefangenen in Käfigen falle „hinter
den Minimalstandard menschlicher Behandlung zurück“.
Damit nicht genug: Die Häftlinge, von Washington nicht als Kriegsgefangene anerkannt, wurden auf bloßem Verdacht hin interniert;
ihnen droht ein Verfahren vor US-Militärgerichten, an deren Ende die Todesstrafe stehen kann. Ein gerechtes Verfahren mit der Vorlage
eindeutiger Beweise und der Möglichkeit einer Verteidigung der „Angeklagten“ scheint vor diesen Tribunalen ausgeschlossen.
Offensichtlich hat im Kampf der Vereinigten Staaten gegen die „Barbarei“ diese schon gesiegt. Die internationale Öffentlichkeit und
insbesondere die Europäische Union muss auf die USA einwirken, um den Gefangenen eine menschliche Behandlung und faire
Prozesse zu gewährleisten. Für eine Gemeinschaft, die sich gerade jetzt wieder vehement für Tierrechte einsetzt, sollten die
Menschenrechte an erster Stelle stehen.
Der so vehement geforderte Proamerikanismus verlangt die Verteidigung der amerikanischen Menschenrechtstradition auch gegen die
aktuelle US-Politik, nicht die Kritiklosigkeit.