Man braucht nicht Einstein sein, um zu erkennen, dass das neue Preissystem der Bahn eine Verbrauchertäuschung ist!
Erklärung des Europaabgeordneten Helmut Markov zum neuen Preissystem der Deutschen Bahn AG.
Im Weißbuch zur europäischen Verkehrspolitik fordert die Europäische Kommission, dass die Mitgliedstaaten die Verbesserung der
Attraktivität des Bahnverkehrs fördern. Das neue Preissystem der Bahn widerspricht diesem Anliegen. Das Bahnfahren wird für die
meisten Bahnbenutzer teurer und sie müssen sich erheblich in ihrer Flexibilität einschränken lassen.
Teurer wird es für:
1. Dienstreisende,
weil es für die neue Bahncard nur noch 25% Rabatt gibt,
weil sie mit dem „Sonderpreis 1“ auf einen bestimmten Zug festgelegt sind,
weil sie für den „Sonderpreis 2“ weit im Voraus die Hin- und Rückfahrt festlegen müssen,
weil die „Sonderpreise 2 und 3“ so niedrige Kontingente haben (falls sie je existierten), dass diese Rabatte oft gar nicht möglich sind,
weil sie gebunden sind wie Fluggäste, aber im Gegensatz zu diesem keine Sitzplatzgarantie haben,
weil sie „Sonderpreis 3“ wegen der Wochenendbindung gar nicht nutzen können.
2. wöchentlich reisende Langstreckenpendler (Arbeit, Ausbildung)
weil die neue Bahncard nur noch 25% Rabatt gibt,
weil sie mit dem „Sonderpreis 1″auf einen bestimmten Zug festgelegt sind und der Rabatt entfällt, wenn sie ihre Heimreise verschieben
müssen,
weil sie ihr Ticket wegwerfen können oder 45,- EUR Strafe zahlen müssen wenn sie den Zug nicht erreichen,
weil die „Sonderpreise 2 und 3“ auf ihren Strecken so niedrige Kontingente haben (falls sie je existierten), dass diese Rabatte schon
mehrere Wochen im Voraus erschöpft sind, denn diese Strecken werden von vielen Pendlern am Freitag und Sonntag genutzt.
3. täglich reisende Regionalverkehrspendler,
weil der Streckenpreis auf gut frequentierten Strecken für mittlere Entfernungen angehoben wurde (Relationspreise),
weil die neue Bahncard nur noch 25% Rabatt gibt.
4. seltene Bahnnutzer
weil es das „Guten-Abend-Ticket“ nicht mehr gibt,
weil die Kontingente für die „Sonderpreise 2 und 3“ schon ewig ausverkauft sind (falls sie je existierten).
Lediglich das Bahnfahren für Familien mit Kindern unter 14 Jahren wird günstiger, wenn sie planmäßig ihre Reise antreten können.
Dabei muß auch berücksichtigt werden, das aufgrund des reduzierten Regionalverkehrsangebots nur Bahnfamilienreisen aus und in
Großstädte einen Komforvorteil gegenüber dem Auto haben. Preiswerter bleibt grundsätzlich die Autofahrt.
Es ist festzustellen, dass
1.das neue Preissystem der Bahn sehr verbraucherfeindlich ist, denn es ist nicht transparent und nicht serviceorientiert,
insbesondere ist die Kontingentierung von Rabattangeboten nicht überprüfbar für den Verbraucher.
2.die angebliche Vereinfachung des Systems immerhin noch so kompliziert ist, dass für individuelle Verbraucheranfragen der
Schalterbeamte selbst erst einmal intensiv recherchieren muß. Das neue System führt somit jedenfalls zu einem erhöhten
Beratungsbedarf und verlägert dadurch auch die bereits bestehenden Warteschlangen an den Fahrkartenschaltern.
3.das neue Preissystem das Bahnfahren für die Mehrzahl der Bahnkunden verteuert. Weiterhin macht es Bahnfahrer unflexibel. Es
ist insbesondere für Stammkunden im Nahverkehr unfair.
Oft stellen Flüge eine preiswertere Alternative dar, zumal sie bei gleicher Flexibilitätsein-schränkung meistens schneller sind und eine
Sitzplatzgarantie beinhalten.
4. die Werbung für das neue Preissystem ist eine Täuschung des Verbrauchers. Die angepriesenen Rabatte sind in unbekannter Zahl
kontingentiert und können somit auch lediglich für einen Bahnkunden pro Zug existieren. Weiterhin ist es auch bezeichnend, dass in der
aktuellen Werbung der Bahn nicht etwa alte und neue Fahrpreise miteinander verglichen werden, sondern unsinnige Vergleiche mit
Rabatten auf andere Konsumgüter dargestellt werden.
Warum sollte man noch Bahn fahren?!