André Brie: Massaker in Afghanistan belegt
Am Dienstag vorgestellter Film dokumentiert Duldung schwerster Menschenrechtsverletzungen durch US-Militärs. Augenzeugen werden offenbar systematisch ermordet
Der PDS-Europaabgeordnete Dr. André Brie sieht Berichte über schwerste Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan nach Beginn
des „Anti-Terror-Feldzugs“ bestätigt. „Die Aufnahmen des irischen Dokfilmer Jamie Doran belegen eindeutig, dass mutmaßliche
Talibankämpfer unter den Augen von US-Militärs massakriert wurden“, sagte Brie am Dienstag in Straßburg nach Vorstellung des Films
„Der Konvoi des Todes“. Berichtet wird darin über Folter und den mutmaßlichen Massenmord an tausenden afghanischen
Kriegsgefangenen im November 2001, der offensichtlich von anwesenden US-Soldaten geduldet wurde. Eingeladen zu der
Filmvorstellung hatte die Fraktion der Vereinten Europäischen Linken/Nordischen Grünen Linken im Europaparlament.
Bereits im Juni hatte Doran Teile des unter größter Geheimhaltung und Gefahr für die Autoren aufgenommenen Materials in Berlin und
Straßburg präsentiert. Brie, der seit längerem mit dem Filmjournalisten in Kontakt steht, hatte sich für die Veröffentlichung der
Aufnahmen stark gemacht. Die wiedergegebenen Aussagen von Augenzeugen hatten unter anderem zur Einleitung von
Untersuchungen der Vorwürfe durch die UNO geführt. Während das US-Verteidigungsministerium die Vorwürfe zurückwies, wurden sie
von internationalen Menschenrechts- und Hilfsorganisationen als glaubhaft eingeschätzt.
„Angesichts des nun vorliegenden kompletten Filmmaterials muss sofort eine unabhängige internationale Untersuchung der Vorgänge
in Afghanistan eingeleitet werden“, erklärte der PDS-Abgeordnete. Dies sei um so dringlicher, als offenbar Augenzeugen des
Massakers systematisch ermordet würden. Zugleich forderte Brie die Bundesregierung und die Europäische Union auf, ihre Politik der
„uneingeschränkten Solidarität“ mit den USA aufzugeben. Außerdem sollten die EU-Staaten gegenüber Washington auf die
Anerkennung des Internationalen Strafgerichtshofs drängen, dem Ermittlungen bei mutmaßlichen schweren
Menschenrechtsverletzungen zufallen. „Der Film von Jamie Doran ist ein bedrückender Beleg dafür, dass der internationale
Terrorismus nicht mit Krieg beseitigt werden kann, sondern dieser selbst Terrorismus und barbarische Verrohung hervor bringt.“
(Textpassagen des Film von Jamie Doran können über das Brüsseler Büro von Dr. André Brie angefordert werden!)