Unabhängige Untersuchung muss Vorgänge prüfen!

André Brie am 12. Juni 2002 zu US-Verbrechen in Afghanistan; Europaabgeordneter initiierte Filmpräsentation über Folterung und Ermordung inhaftierter Taliban unter Beteiligung von US-Soldaten. Augenzeugen: Soldaten brachen Gefangenen das Genick und übergossen andere mit Säure

Angesichts filmischer Belege über die Folterung und Ermordung internierter Taliban-Kämpfer unter Beteiligung von US-Soldaten in
Afghanistan hat der PDS-Europaabgeordnte Dr. André Brie eine unabhängige internationale Untersuchung der Vorgänge, insbesondere
durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, gefordert. „Die Aufnahmen und die Zeugenbefragungen beweisen, dass sich die
USA in Afghanistan schwerster Menschenrechtsverletzungen schuldig machen“, erklärte Brie am Mittwoch in Berlin. Der Abgeordnete
hatte gemeinsam mit dem Fraktionsvorsitzenden der PDS im Bundestag, Roland Claus, einen Dokumentarfilm des bekannten
britischen Dokfilmers Jamie Doran über die Behandlung mutmaßlicher Taliban- und El-Kaida-Kämpfer in Afghanistan vorgestellt.
Kommentiert werden die Aufnahmen von dem Menschenrechtsanwalt und früheren Vorsitzenden der britischen Sektion von Amnesty
International, Andy McEntee. Der Europaabgeordnete, der seit längerem mit Doran in Kontakt steht, hatte sich für die Veröffentlichung
der Aufnahmen stark gemacht.

In dem Film, der unter größter Geheimhaltung und Gefahr für die Autoren aufgenommen wurde, werden erschütternde Aussagen
dokumentiert: „Ich habe gesehen, wie ein amerikanischer Soldat einem Gefangenen das Genick gebrochen und einen anderen mit
Säure übergossen hat“, so ein Augenzeuge. Ein anderer beschreibt, wie Inhaftierten Finger und Zunge abgeschnitten wurden.
Insgesamt sollen in Mazar etwa Dreitausend Gefangene gefoltert und erschossen worden sein.

„Angesichts dieses Materials ist es für die Bundesregierung an der Zeit, die Politik der ‚uneingeschränkten Solidarität‘ mit den USA
aufzugeben“, erklärte Brie. „Die mit dem Film belegten Verbrechen müssen von der Bundesregierung offen angesprochen werden.
Notwendig ist endlich eine emanzipierte europäische Außen- und Sicherheitspolitik. Gefordert sind daher auch die Europäische
Kommission und das Europaparlament, um weitere Verstöße gegen die Menschenrechte zu verhindern. Es zeigt sich endgültig, dass
der Krieg kein Mittel gegen den internationalen Terrorismus ist, sondern selbst Terrorismus und barbarische Verrohung hervor bringt.“