André Brie: Washington geht in Afghanistan über Leichen

Abgeordneter fordert erneut Aufklärung über US-Vorgehen Untersuchung durch Europaparlamentarier in Vorbereitung, Berlin, 22. Juli 2002

Angesichts neuer US-amerikanischer Presseberichte über den Tod von Zivilisten in Afghanistan hat der PDS-Europaabgeordnete Dr.
André Brie eine rückhaltlose Aufklärung des Washingtoner Vorgehens in dem Land gefordert. „Offensichtlich geht die
Bush-Administration in ihrem ‚Krieg gegen den Terrorismus‘ über Leichen“, erklärte Brie am Montag in Berlin. Am Sonntag hatte die
„New York Times“ berichtet, durch „militärische Fehlgriffe“ der US-Luftwaffe und den „übertriebenen Einsatz von Bomben“ seien
hunderte afghanische Zivilisten getötet worden. Nach Angaben von Wissenschaftlern aus den USA sei die Zahl der zivilen Todesopfer
jedoch noch erheblich größer, merkte der Abgeordnete an.

„Daneben besteht der begründete Verdacht, dass US-Militärs Massaker an gefangenen Taliban- und El-Kaida-Kämpfern geduldet
haben oder sich sogar daran beteiligten“, so Brie weiter. Im Juni hatte der Europaabgeordnete gemeinsam mit der
PDS-Bundestagsfraktion einen Film des irischen Dokfilmers Jamie Doran über die Behandlung mutmaßlicher Taliban- und
El-Kaida-Angehöriger in Afghanistan vorgestellt. In der Dokumentation, die unter größter Geheimhaltung und Gefahr für die Autoren
erstellt wurde, wird über offensichtliche Menschenrechtsverbrechen unter den Augen von US-Soldaten berichtet.

„Inzwischen gibt es weitere Indizien, unter anderem Aussagen von Korrespondenten, die diese Vorwürfe als begründet erscheinen
lassen,“ so Brie. Eine Reise von Abgeordneter verschiedener Fraktionen des Europäischen Parlaments nach Afghanistan zur Prüfung
der Vorwürfe sei in Vorbereitung und wird Ende August/Anfang September stattfinden. „Eine Untersuchung dieser Vorgänge kann dazu
beitragen, weitere Verstöße gegen die Menschenrechte in Afghanistan zu verhindern“, betonte der Parlamentarier.