Die Mauer muss weg

In meiner Heimatstadt Celle (Niedersachsen) gibt es wieder eine Mauer, gebaut um ein Asylbewerberheim, um – so die offizielle Verlautbarung – die BürgerInnen der Stadt zu beschützen. Vor wem? Vor den Menschen hinter der Mauer? Und warum? Weil sie keinen deutschen Pass haben? Richtig, die Zustände in dem Asylbewerberheim sind katastrophal. Dazu trägt nicht nur die seit Jahren ausstehende Sanierung des mit staatlicher Förderung privat betriebenen Wohnheims bei, sondern auch die unzureichende soziale Betreuung der Menschen, das Fehlen von Bildungs- und Freizeitangeboten und das Versagen von nützlicher Arbeit. Anstatt sich wirklich zu kümmern, sah die Stadt tatenlos zu. Durch den von der Stadtverwaltung veranlassten Mauerbau wird das Bild vom dreckigen, faulenzenden und kriminellen Ausländer, vor dem man die Einheimischen schützen müsse, in gefährlicher Weise zementiert. Und dabei sind viele in dem Heim lebenden Menschen vor drohender Folter und Verfolgung aus ihrem Heimatland geflohen und werden jetzt eingesperrt und bewacht wie Gefangene. Anstatt endlich dafür zu sorgen, dass die hier lebenden Menschen das gegenseitige Fremdsein überwinden, in Begegnungsstätten die jeweils andere Kultur erleben und Vorbehalte abbauen können, setzt man auf Abschottung. Damit wird das Problem nicht gelöst. Ich hoffe, dass endlich doch die Vernunft siegt und gemeinsam nach wirkungsvollen Maßnahmen gesucht wird. Auch Mauern kann man abreißen, man muss es nur wollen.